Bericht 2025: Die Ära der Polykrise und ihre Herausforderungen
Das Jahr 2025 wird geprägt von einem komplexen Netz globaler Risiken, das durch geopolitische Konflikte und regionale Instabilitäten geformt wird. Kriege im Nahen Osten, zunehmende Spannungen auf dem Balkan und die eskalierende Krise in der Sahelzone sind nur einige der Herausforderungen, denen sich Regierungen, multinationale Organisationen und Reisende stellen müssen. Zusammen mit hybrider Kriegsführung, zwischenstaatlichen Konflikten, transnationaler Kriminalität, Terrorismus und den durch den Klimawandel verstärkten Naturkatastrophen erfordert diese Situation umfassende, proaktive Risikomanagementstrategien, um Menschen und Unternehmen zu schützen.
2025: Das Zeitalter der Polykrise
Die Ära der Polykrise beschreibt eine Welt, in der zahlreiche globale und lokale Krisen – von geopolitischen Konflikten bis hin zu wirtschaftlichen Spannungen, Klimawandel und transnationaler Kriminalität – miteinander interagieren und sich gegenseitig verstärken. Diese Krisen sind nicht isoliert, sondern bilden ein Netzwerk, das lokale Probleme zu regionalen oder globalen Bedrohungen eskalieren lässt.
Beispielhaft zeigt sich dies am Bürgeraufstand in Neukaledonien im Mai 2024. Was zunächst als lokale Proteste gegen Polizeigewalt begann, wurde durch russische und chinesische Desinformationskampagnen manipuliert und zu einem geopolitischen Konfliktpunkt ausgeweitet. Diese Dynamik verdeutlicht, wie Großmächte lokale Spannungen nutzen, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen und westlichen Einfluss zu untergraben.
Geostrategische Spannungen
Die geopolitische Landschaft von 2025 ist stark durch die Eskalation eines neuen Kalten Krieges geprägt. Auf der einen Seite stehen Russland, China, Iran und ihre Verbündeten; auf der anderen Seite die westlichen Staaten. Diese Spannungen verstärken die Instabilität, da immer mehr Länder in die Konflikte hineingezogen werden. Lokale Krisen fungieren dabei als Katalysatoren, die globale Spannungen verschärfen.
Identifizierung globaler Risiken mit dem Geostrategischen Stressindex (GSI)
Der Geostrategische Stressindex (GSI) ist ein Werkzeug, das die Anfälligkeit eines Landes für Destabilisierung durch externe Akteure misst. Die Analyse erfolgt in vier Kategorien:
- Attraktivität für ausländische Interventionen: Länder mit wertvollen Ressourcen oder politischen Schwachstellen sind anfällig für externe Einmischung.
- Staatsvolatilität: Interne Instabilitäten und politische Gewalt erhöhen das Risiko, dass ein Staat Ziel von Einflussnahme wird.
- Sicherheitsresilienz: Die Fähigkeit eines Staates, externe Bedrohungen abzuwehren, ist entscheidend.
- Geopolitische Orientierung: Staaten, die keiner festen Allianz angehören, sind besonders gefährdet.
Regionale Brennpunkte
- Naher Osten
Der Krieg zwischen Israel und seinen Nachbarländern, der im Oktober 2024 eskalierte, hat weitreichende Folgen. Die Blockade von Schifffahrtsrouten wie der Straße von Hormus und die Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer führen zu steigenden Energiepreisen und globalen wirtschaftlichen Verwerfungen. - Balkan
Die ethnischen Spannungen zwischen Serbien und Kosovo sowie die politischen Konflikte in Bosnien-Herzegowina werden durch die Einmischung externer Akteure wie Russland und China weiter verschärft. Die Region wird zu einem Brennpunkt für die Austragung internationaler Machtkämpfe. - Sahelzone
Die „Putsch-Gürtel“-Region südlich der Sahara ist ein Beispiel für systemische Instabilität. Schwache staatliche Strukturen, ethnische Konflikte und der Einfluss externer Akteure wie der Wagner-Gruppe destabilisieren die Region weiter. Dies hat Auswirkungen auf benachbarte Gebiete, darunter West- und Zentralafrika, die mit Flüchtlingsströmen, Piraterie und separatistischen Bewegungen konfrontiert sind. - Taiwan
Die Situation um Taiwan bleibt auch 2025 ein zentraler geopolitischer Konfliktherd. China intensiviert seine militärischen Übungen und diplomatischen Bemühungen, um den Anspruch auf Taiwan durchzusetzen, während die USA und ihre Verbündeten – darunter Japan und Australien – weiterhin ihre Unterstützung für Taiwan bekräftigen.
Mögliche Entwicklungen:
– Militärische Eskalation: Eine Blockade oder gar eine Invasion durch China ist eine reale Bedrohung. Die Gefahr liegt weniger in einem plötzlichen Angriff, sondern in schrittweisen Provokationen, wie etwa der Kontrolle strategisch wichtiger Schifffahrtsrouten oder Cyberangriffen auf Taiwan.
– Wirtschaftliche Folgen: Taiwan ist ein zentraler Produzent von Halbleitern. Eine Eskalation würde die weltweiten Lieferketten erheblich beeinträchtigen, insbesondere in der Technologiebranche.
– Grauzonenkrieg: China könnte den Konflikt durch hybride Taktiken weiter verschärfen, darunter Desinformation, Wirtschaftssanktionen oder gezielte Cyberangriffe.
Prognose: Der Konflikt bleibt in einer kritischen Grauzone. Während eine direkte militärische Konfrontation vermieden werden könnte, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass China weiterhin versucht, Taiwan durch nicht-konventionelle Methoden zu isolieren. Internationale Unternehmen, insbesondere in der Technologiebranche, müssen ihre Lieferketten und Abhängigkeiten genau prüfen. - Ukraine
Die Entwicklung in der Ukraine 2025 bleibt hochdynamisch und birgt zwei plausible Hauptszenarien, die beide erhebliche Auswirkungen auf Europa und die globale Sicherheitsordnung haben:
1. USA ziehen sich zurück – Europa bleibt allein
In diesem Szenario reduzieren die USA ihre Unterstützung für die Ukraine erheblich, sei es aus innenpolitischen Gründen oder durch eine Neuausrichtung auf den indo-pazifischen Raum (z. B. Fokus auf Taiwan). Dies würde Europa in die alleinige Verantwortung für die Ukraine und die Eindämmung Russlands drängen.
Folgen für die Ukraine: Ohne die entscheidenden militärischen und finanziellen Hilfen der USA könnte die Ukraine ihre Verteidigungsfähigkeit nicht aufrechterhalten. Russland würde strategische Vorteile nutzen, um die restlichen ukrainischen Gebiete zu sichern und die Kontrolle über die gesamte Schwarzmeerregion zu erweitern.
Folgen für Europa: Europa wäre gezwungen, mehr Ressourcen in die Verteidigung der Ukraine und die Sicherung der östlichen NATO-Grenzen zu investieren. Dies könnte interne Spannungen innerhalb der EU verschärfen, insbesondere zwischen Staaten, die bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen (z. B. Polen, Baltikum) und solchen, die eine diplomatische Lösung bevorzugen (z. B. Frankreich, Deutschland).
Prognose: In diesem Szenario würde Europa an seine wirtschaftlichen und politischen Belastungsgrenzen stoßen, was die Stabilität der EU langfristig gefährden könnte.
2. Eskalation ohne Verhandlungen
Sollte Russland und die Ukraine weiterhin keine Bereitschaft zu Verhandlungen zeigen, könnte der Konflikt weiter eskalieren. Dabei könnten folgende Entwicklungen eintreten:
Russische Offensive: Russland nutzt die Erschöpfung der ukrainischen Ressourcen und einen möglichen Rückzug der USA, um eine groß angelegte Offensive durchzuführen. Ziel wäre, die Ukraine vollständig unter Kontrolle zu bringen.
Humanitäre Katastrophe: Angesichts der eskalierenden Gewalt würde die ukrainische Bevölkerung massiv leiden. Fluchtbewegungen nach Europa könnten exponentiell zunehmen, was die Aufnahmekapazitäten der Nachbarländer übersteigt und die soziale und wirtschaftliche Stabilität Europas belastet.
Gefahr eines NATO-Russland-Konflikts: Sollten russische Angriffe versehentlich oder absichtlich NATO-Gebiete treffen (z. B. Polen oder das Baltikum), könnte dies einen Artikel-5-Fall auslösen und die Allianz in einen direkten Konflikt mit Russland ziehen.
Prognose: Ohne Verhandlungen könnte der Krieg bis Ende 2025 auf Kosten der Ukraine entschieden werden. Russland hätte sein Ziel erreicht, die Ukraine als unabhängigen Staat de facto auszulöschen, während Europa mit den langfristigen Konsequenzen – Flüchtlingskrisen, wirtschaftlicher Druck und Sicherheitsrisiken – allein gelassen würde.
Die Ukraine bis Ende 2025: Der mögliche Ausgang
Unabhängig vom Szenario ist es wahrscheinlich, dass die Ukraine bis Ende 2025 ihre territoriale Integrität vollständig verliert und der Konflikt aus russischer Sicht abgeschlossen wird. Die Frage wird sein, wie einsichtig und pragmatisch die ukrainische Führung handelt, um den Schutz der verbleibenden ukrainischen Bevölkerung zu gewährleisten.
Einlenken der Ukraine: Sollte die ukrainische Regierung Verhandlungen akzeptieren und Zugeständnisse machen, könnte das Leid der Zivilbevölkerung gemildert werden. Dies würde jedoch den Verlust weiterer Gebiete bedeuten und als Sieg für Russland wahrgenommen werden.
Fortsetzung des Widerstands: Hält die Ukraine an ihrem Widerstand fest, droht eine vollständige Zerschlagung des Staates. Die verbleibenden Ukrainer könnten als Flüchtlinge oder in von Russland kontrollierten Gebieten unter repressiven Bedingungen leben müssen.
Strategien für den Betrieb in Hochrisikoumgebungen
Unternehmen, die in instabilen Regionen operieren, stehen vor erheblichen Herausforderungen. Neben offensichtlichen Bedrohungen wie Terroranschlägen und Entführungen gibt es viele weitere Risiken:
- Logistische Hürden: Überlandtransporte sind oft unsicher, da sie durch von Extremisten kontrollierte Gebiete führen. Lufttransporte werden durch diplomatische Spannungen und eingeschränkte Flugrouten erschwert.
- Fehlende Informationen: In Regionen ohne westliche oder UN-Präsenz fehlt es an verlässlicher Echtzeitintelligenz, was die Sicherheitslage verschärft.
- Datenschutzbedenken: Mitarbeiter zeigen oft Vorbehalte gegenüber Reisesicherheitsprotokollen, was die Effektivität solcher Maßnahmen beeinträchtigen kann.
Handlungsempfehlungen
- Kontinuierliche Neubewertung: Was gestern galt, ist heute nicht mehr gültig. Unternehmen müssen ihre Sicherheitsstrategien ständig anpassen.
- Schnelle Reaktionsfähigkeit: Frühzeitige Mobilität ist entscheidend, um Mitarbeiter aus Gefahrenzonen zu evakuieren.
- Kommunikationspläne mit Redundanz: Robuste Kommunikationssysteme sind in Krisensituationen unerlässlich.
- Transparenz bei Sicherheitsprotokollen: Mitarbeiterakzeptanz wird durch klare Kommunikation und den Schutz der Privatsphäre erhöht.
Fazit
Das Jahr 2025 markiert eine Ära globaler Unsicherheiten. Unternehmen müssen sich auf die zunehmende Komplexität und Unvorhersehbarkeit einstellen. Mit den richtigen Strategien, Tools und einer umfassenden Risikobewertung können sie jedoch ihre Widerstandsfähigkeit stärken und ihre Mitarbeiter sowie Vermögenswerte effektiv schützen. Die Herausforderungen sind groß, aber mit einer vorausschauenden Planung ist es möglich, in dieser Ära der Polykrise erfolgreich zu agieren.