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Blackout Fiktion Tag 1

Energiekrise, Versorgungslücke, Blackout… diese Begriffe, früher fast nur in der Prepperszene anzutreffen, sind in den letzten Monaten fester und realer Bestandteil der täglichen Nachrichten geworden. Für den Großteil der Bevölkerung, der in den sicheren Verhältnissen eines westlichen Industrielandes lebt, ist die Gefahr, welche von einem Ausfall der Energieversorgung ausgeht dennoch eine abstrakte Idee. Kaum jemand macht sich eine Vorstellung darüber welche Lebensbereiche von einem langfristigen und flächendeckenden Stromausfall betroffen wären. In Vorbereitung auf den „Blackout“ Kurs am 23.01.2023 um 18:00 Uhr wollen wir versuchen uns einen solchen Überblick zu verschaffen. Hierzu begleiten wir unseren fiktiven Protagonisten, Herrn Bock, durch die ersten Tage eines echten Blackouts. Wir wollen beispielhaft einen Bewohner eines Mehrfamilienhauses in einer deutschen Großstadt begleiten und seine Eindrücke und Erlebnisse dokumentieren.

Der Morgen an dem alles beginnt



Dieser Morgen beginnt für unseren Herrn Bock ganz anders als sonst üblich. Anstatt durch seinen Handywecker wird er plötzlich von allein wach. Da es schon hell im Zimmer wird, weiß er, dass es später als gewöhnlich sein muss. Herr Bock erschreckt, noch nie hat er verschlafen. Ungläubig kontrolliert er sein Telefon, er ist sich sicher, dass er das Gerät wie jeden Abend am Ladegerät angeschlossen hat. Und tatsächlich, das Handy ist angesteckt aber dennoch ausgeschaltet und lässt sich nicht starten. Seine Lebensgefährtin ist offenbar in dieser Nacht nicht vom Dienst heimgekommen. Dies ist nicht weiter ungewöhnlich, sie arbeitet als Krankenschwester in einem Krankenhaus und nicht erst seit Ausbruch der Pandemie sind Überstunden und wenig Erholungsphasen leider eher die Regel als die Ausnahme.  Als Herr Bock aufsteht und das Licht im Zimmer anschalten möchte, wird klar warum der Wecker nicht geklingelt hat. Der Strom ist weg. Schnell zieht sich Herr Bock an und will auf die Arbeit eilen. Vor dem Gefrierfach unter dem Kühlschrank ist eine kleine Wasserpfütze zu sehen, der Strom muss also schon seit einigen Stunden ausgefallen sein. Ein Blick in den Sicherungskasten der Wohnung zeigt, dass alle Sicherungen in Funktion sind, Das Problem muss also im Haus oder der Straße liegen. Vor ein paar Jahren hatte er schon einmal eine solche Situation, als bei Bauarbeiten vor dem Haus eine Leitung beschädigt wurde. Damals war der Schaden nach wenigen Stunden behoben und so ärgert sich Herr Bock zwar, als er Handtücher vor den abtauenden Gefrierschrank legt, denkt sich aber nichts Schlimmeres. Schon gar nicht an einen Blackout.

Als Herr Bock die Wohnung verlässt trifft er im Flur den Hausmeister der Wohnanlage. Dieser erklärt ihm, dass sämtliche Aufzüge und das Licht nicht funktionieren, die Tore der Tiefgarage sich nicht öffnen und die Brandschutztüren in der Garage sich automatisch geschlossen haben. Ohne Genehmigung der Hausverwaltung darf der Hausmeister diese Türen nicht manuell öffnen, er erreicht aber niemanden in der Verwaltung.



Erste Hürde: Ohne Strom keine Straßenbahn

Nun muss sich Herr Bock beeilen, ohne Auto wird er es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fast nicht mehr rechtzeitig zur Arbeit schaffen. Zum Glück ist die Haltestelle der Straßenbahn gleich an der nächsten Kreuzung. Dort angekommen erlebt Herr Bock allerdings den nächsten Schreck. Eine Vielzahl aufgeregter und schlecht gelaunter Menschen steht an der dunklen Haltestelle. Ein einzelner Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe wiederholt immerzu die gleichen Sätze. Wegen des Stromausfalls kann keine Bahn fahren und man versucht einen Ersatzverkehr mit dem Bus zu organisieren. Herr Bock hat keine Zeit so lang zu warten. Er rennt zurück nach Hause und steigt auf sein Rad. Während er nun durch die Stadt fährt beschleicht ihn ein ungutes Gefühl. Nicht nur in seiner Straße, nein überall in der Stadt ist es dunkel. Die Straßen sind verstopft, da keine Ampel funktioniert und die gereizten Menschen versuchen ihre jeweiligen Ziele zu erreichen. 

Arbeiten ohne Strom?

Endlich erreicht Herr Bock seinen Arbeitsplatz in der Innenstadt. Schon als er um die Kurve fährt sieht er zahlreiche seiner Kollegen vor dem Gebäude stehen. Als er als letzter seiner Abteilung eintrifft verkündet ihm sein Abteilungsleiter, dass sie nur noch eine Stunde warten werden bevor er die Mitarbeiter heute nach Hause schicken wird. Auch im Bürogebäude fehlt der Strom. Aufzüge, Schließanlagen, Zeiterfassung und EDV sind außer Betrieb. Hektisch versuchen die Kollegen aus der IT Abteilung über Ihre Smartphones Zugriff auf die internen Systeme zu erlangen. Aus den Gesprächsfetzen der Kollegen entnimmt Herr Bock, dass die Notstromversorgung der Server nur für  wenige  Stunden  ausgelegt ist. Wenn die Kollegen nicht ins Gebäude kommen um die Anlage kontrolliert herunterzufahren drohen massive Schäden. Die Zeit vergeht und Herr Bock bekommt langsam Hunger. Allerdings hat keines der Geschäfte ringsum geöffnet. Alle elektrischen Türen sind verschlossen und Kassen funktionieren auch nicht. Mit etwas Bargeld kauft sich Herr Bock auf dem Markt eine Bratwurst. Der Händler schimpft und sagt ihm, dass er ohne Strom morgen nicht mehr verkaufen kann, da er weder im Großmarkt einkaufen kann noch seine Ware kühlen kann wenn er die Kühlbox nicht aufladen kann. Herr Bock bittet seine Kollegen seine Lebensgefährtin anzurufen, jedoch hat keines der Handys Empfang.  Wie befürchtet schickt der Abteilungsleiter alle Kollegen nach Hause.

Erste Folgen eines Blackouts

Dort angekommen wird Herr Bock langsam mulmig, der Strom ist noch nicht mal einen Tag lang weg und doch gerät das Leben durcheinander. Er hofft dass sich bald alles wieder klärt. Allerdings bemerkt er immer mehr Probleme durch den fehlenden Strom. Die Heizung ist kalt, der Herd funktioniert nicht, der Durchlauferhitzer ist aus, sodass kein warmes Wasser vorhanden ist und an Fernsehen und Internet ist ebenfalls nicht zu denken. Zudem wird es schon dunkel in der Wohnung. Völlig übermüdet trifft nun auch die Lebensgefährtin von Herrn Bock Zuhause ein. Im Krankenhaus herrscht Chaos. Neben den alltäglichen Notfällen waren an diesem Tag auch Dutzende Patienten in der Notaufnahme die bereits an diesem ersten Tag die Folgen eines Blackouts erlebt haben. Unfallopfer, Menschen die in steckengebliebenen Aufzügen dehydriert waren und sehr viele alte Menschen die es nicht gewohnt sind die Treppen in Ihre Wohnung steigen zu müssen. Da weder Aufzüge noch Treppenlifte funktionieren sind viele Sturzverletzungen zu behandeln. Hinzu kommen Einweisungen von Patienten aus häuslicher Pflege deren Betreuung nicht mehr möglich ist. Die Lebensgefährtin von Herrn Bock eröffnet ihm, dass Sie nur schnell die nötigsten Sachen zusammenpacken wird, ein paar Stunden schlafen will und dann wieder im Krankenhaus zur Arbeit erscheinen wird.  Die beiden beschließen Müsli mit der offenen Milch aus dem Kühlschrank zu essen bevor diese verdirbt, reden noch kurz beim Schein eines Teelichts und gehen nach einer kurzen Wäsche mit kaltem Wasser zeitig ins Bett. Morgen sieht die Welt sicher schon anders aus…

Den zweiten Tag des Blackout Szenarios findest Du unter Blog auf unserer Webseite.

Blackout Tag 1


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