Bushcraft mit Kindern: Ein Leitfaden für gemeinsame Outdoor-Abenteuer
Seit mein Sohn drei Jahre alt ist, verbringen wir regelmäßig Zeit in der Natur – egal, ob es Sommer oder Winter ist. Seit nunmehr 2 Jahren schaffen wir es konsequent 1-2 Mal im Monat outdoor zu übernachten. Das gemeinsame Zelten und Bushcraften hat sich zu einem festen Bestandteil unseres Alltags entwickelt. Da ich in Gesprächen mit euch immer wieder höre, dass sich viele das Abenteuer mit Kind gut vorstellen könnten aber doch eine Scheu besteht mit einem Kleinkind zu campen möchte ich meine Erkenntnisse und Tipps teilen, damit auch andere Familien sicher und gut vorbereitet mit Kindern in der Natur unterwegs sein können.
Warum Bushcraft mit Kindern?
Die Natur bietet Kindern eine Vielzahl an Eindrücken, Herausforderungen und Lernmöglichkeiten. Für Kinder ist das Leben draußen eine spannende Entdeckungsreise: der Wald, die Tiere, die Geräusche und das Wetter sind Quellen unzähliger Erfahrungen. Diese Erlebnisse sind nicht nur für die körperliche, sondern auch für die geistige Entwicklung förderlich. Abseits von Bildschirmen und strukturierten Alltagsabläufen lernen Kinder Selbstständigkeit, Achtsamkeit und Respekt vor der Natur.
Sicherheit an erster Stelle
Sicherheit ist der wichtigste Aspekt, wenn man mit Kindern in die Natur geht. Hier sind einige zentrale Punkte:
- Das erste Abenteuer sollte sich in einer geschützten Umgebung abspielen und im Fall der Fälle problemlos abbrechen lassen. Oftmals bietet sich der eigene (Klein)garten an oder das Grundstück von Oma und Opa. Sollte euer Kind dort unstillbares Heimweh entwickeln oder ein Gewitter aufziehen kann man in wenigen Minuten wieder in der gewohnten Umgebung sein.
- Insgesamt empfehle ich zum Campen mit Kindern eine Stelle, die sich gut mit dem Auto erreichen lässt.
– Wahl des Lagerplatzes: Wähle einen sicheren Ort, der frei von Steinschlaggefahr, grösseren Fliessgewässern oder überhängenden Ästen ist. Am besten suchst du dir einen Platz, der etwas geschützt liegt und keinen extremen Wetterbedingungen ausgesetzt ist.
– Sichere Feuerstelle: Achte darauf, dass das Feuer immer unter Kontrolle ist. Baue eine Feuerstelle, die stabil und gut abgegrenzt ist. Kinder sollten immer in sicherer Entfernung zum Feuer spielen. Es ist hilfreich, vorab klare Regeln zum Umgang mit Feuer zu besprechen.
- Notfallkommunikation: Informiere dich über Mobilfunkabdeckung in der Gegend.Statt eines empfindlichen Smartphones sind spezielle Outdoortelefone oder einfache Tastentelefone empfehlenswert. Die Geräte überzeugen mit Robustheit und langer Akkulaufzeit.
- Sprecht euch mit einem Partner zuhause ab, sodass euer Aufenthaltsort und voraussichtliche Rückkehrzeit bekannt sind.
Die richtige Ausrüstung
Eine gute Ausrüstung ist entscheidend für ein sicheres und angenehmes Bushcraft-Erlebnis mit Kindern.
Kälte und Nässe verderben schnell das Erlebnis und Unterkühlungen sind durch die geringere Körpermasse von Kindern deutlich schneller und gefährlicher in ihrem Verlauf. Hier ist eine Liste von Gegenständen, die du mitnehmen solltest:
Zeltausrüstung
– Wetterfestes Zelt: Achte darauf, dass das Zelt gut vor Regen und Wind schützt. Ein Zelt mit ausreichender Belüftung ist wichtig, damit sich keine Feuchtigkeit im Inneren ansammelt. Ein Moskitonetz verhindert unangenehme Begegnungen mit Mücken und Zecken.
- Schlafsack: Für Kinder sollte der Schlafsack der Körpergröße angepasst und für die entsprechende Jahreszeit geeignet sein. Statt in der Phase schnellen Wachstums immer wieder neue Schlafsäcke zu kaufen empfehle ich das Volumen des Schlafsacks durch ein Unterschlagen des Fussteils und der Seiten unter den Körper zu verkleinern. Ausserdem erzeugt das Unterschlagen eine zusätzliche Isolierschicht.
- Schlafmatten: Gute Isomatten oder aufblasbare Schlafmatten verhindern, dass Bodenkälte durch den Schlafsack dringt. Die Unterlage ist für einen erholsamen Schlaf wichtiger als der Schlafsack darüber. Ich verwende für meinen Sohn eine daunengefüllte Isomatte der Firma Exped.
- Regenschutz: Eine Plane oder ein Tarp ist nützlich, um im Notfall schnell einen Unterstand zu improvisieren. Ausserdem bietet ein Tarp einen geschützten Platz zum Spielen.
Bekleidung
– Mehrschichtprinzip: Kinder sollten nach dem Zwiebelsystem gekleidet sein, um sich flexibel an Wetterveränderungen anpassen zu können. Atmungsaktive Funktionskleidung und ein guter Regenschutz sind unerlässlich.
– Schuhe: Wasserfeste und robuste Wanderschuhe sind besonders wichtig. Gummistiefel eignen sich bei feuchtem Wetter.
- Kopfbedeckung: Sowohl Sonnenschutz im Sommer als auch eine warme Mütze für die kühlen Abendstunden.
- Eine Schlauchmütze und Wollsocken haben meinen Sohn auch durch die kältesten Nächte begleitet.
- Ausreichend Wechselkleidung um bei Nässe schnell in sprichwörtlich trockene Tücher schlüpfen zu können .
Verpflegung und Kochausrüstung
– Gaskocher oder Holzkocher: Ein kompakter Campingkocher ermöglicht es, schnell und sicher Mahlzeiten zuzubereiten, wenn ein Feuer nicht genutzt werden kann. Achtet auf die schnelle Entflammbarkeit vieler Textilien!
– Leichtes Kochgeschirr: Ein Topf, Pfanne und Becher aus Aluminium oder Edelstahl, die platzsparend gestapelt werden können. Wählt Geschirr, dass robust genug ist, damit auch Kinder darin rühren dürfen.
– Trinkwasserbehälter: Ein großer Wassersack oder mehrere kleine Flaschen sind zwingend notwendig. Rechnet zu zweit mit etwa 5l pro Tag für Essenszubereitung, minimale Hygiene und Trinkwasser.
– Snacks und haltbare Nahrungsmittel: Müsliriegel, Trockenfrüchte und Nüsse sind ideale Energielieferanten für unterwegs.
- Nahrung fürs Feuer: Stockbrotteig und Marshmallows für ein gemütliches Lagerfeuererlebnis lassen sich zuhause gut vorbereiten.
- Milch für Müsli kann man in 0,2l Portionen bekommen und somit jeweils sofort aufbrauchen.
- Empfindliche Lebensmittel wie Hackfleisch sollten möglichst schon zu Hause vorgebraten werden.
- Eier lassen sich aufgeschlagen und in eine Flasche gefüllt für Pfannkuchen verwenden. Achtet auch hier auf die Kühlkette.
- Quetschbeutel mit Fruchtmus sind wunderbare Einzelportionen für Milchreis und Grießbrei.
Werkzeuge und Zubehör
– Taschenmesser (Kinderversion): Kinder können nach Anleitung mit einem speziell angepassten Taschenmesser sicher den Umgang mit Werkzeugen lernen.
– Axt oder Säge: Zum Holzhacken oder Bauen von Unterständen müssen stets sicher aufbewahrt werden um schwere Unfälle zu vermeiden.
– Seile und Paracord: Nützlich für den Aufbau von Notunterständen oder das Aufhängen von Vorräten. Weiterhin gibt es unzählige Bastelprojekte mit Paracord an denen sich Kinder versuchen können.
– Stirnlampe: Eine Stirnlampe mit roten Lichtmodi ist ideal für Kinder, da sie die Hände frei lässt und das Sehen bei Nacht erleichtert.
- Multifunktionswerkzeug: Ein kleines Multi-Tool ist praktisch, um kleinere Reparaturen durchzuführen oder Dinge zu fixieren.
- Mit Becherlupe und Fernglas können Kinder wunderbar die Natur erforschen.
Erste-Hilfe-Set
– Zeckenzange: Insbesondere im Sommer sollte man das Kind regelmäßig auf Zecken untersuchen.
– Desinfektionsmittel: Um kleine Schnitte oder Kratzer sofort zu reinigen.
– Blasenpflaster und Wundsalbe: Bei Wanderungen können sich schnell Blasen oder Hautirritationen bilden.
– Fieberthermometer und Kinder-Medikamente: Bei plötzlichen Krankheitssymptomen ist es beruhigend, entsprechende Medikamente dabei zu haben.
Beschäftigungsideen für Kinder
Kinder sind in der Natur oft stundenlang beschäftigt, aber es ist trotzdem gut, ein paar gezielte Aktivitäten vorzubereiten:
– Schnitzen: Mit einem Kindermesser unter Aufsicht einfache Holzfiguren oder Stöcke schnitzen.
– Spurenlesen: Gemeinsam nach Tierspuren suchen und versuchen, die Tiere zu identifizieren.
– Kreatives Bauen: Lass das Kind mit Naturmaterialien wie Zweigen und Blättern ein kleines Tipi oder eine Brücke über einen Bach bauen.
– Naturkunde: Zeige deinem Kind verschiedene Pflanzen und Tiere und erklärt, welche essbar oder giftig sind.
Fazit
Bushcraft und Zelten mit Kindern erfordert ein wenig mehr Vorbereitung, bietet aber dafür unvergessliche gemeinsame Erlebnisse. Mit der richtigen Ausrüstung und Sicherheitsvorkehrungen ist es nicht nur sicher, sondern auch eine fantastische Möglichkeit, die Bindung zum Kind zu stärken und ihm einen respektvollen Umgang mit der Natur näherzubringen.