Blog

DeepSeek – Chinas digitaler General und der stille Umbruch der Kriegsführung


Es gab Zeiten, da wurde der Krieg mit Karten, Funkgeräten und Bauchgefühl geführt. Ich war Teil davon. Ich habe erlebt, wie Entscheidungen unter Druck getroffen werden – oft mit unvollständigen Informationen und Sekunden, um zu reagieren. Doch das, was sich heute anbahnt, ist ein Bruch mit allem, was ich aus meiner Zeit beim Kommando Spezialkräfte kenne.

China hat mit DeepSeek einen digitalen General erschaffen. Keine Metapher, keine Science-Fiction – sondern Realität. Und diese Realität verändert das Spiel auf strategischer Ebene. Schnell. Radikal. Und gefährlich.


10.000 Schlachtpläne in unter einer Minute

Während wir früher ganze Stäbe brauchten, um Szenarien zu entwerfen, analysiert DeepSeek in weniger als einer Minute bis zu 10.000 Gefechtssituationen – und generiert daraus taktische Optionen.

Zum Vergleich: Ein erfahrener Generalstab braucht Monate, um vergleichbare Analysen zu liefern. Das ist keine Effizienzsteigerung mehr – das ist ein Paradigmenwechsel.

Was mich besonders nachdenklich macht: Diese KI denkt nicht wie ein Mensch. Sie rechnet, simuliert, adaptiert – emotionslos, unbestechlich, blitzschnell. Sie lernt aus Mustern, aus historischen Daten, aus Fehlern. Das klingt effizient – ist es auch. Aber was passiert, wenn wir Menschen in der Entscheidungsfindung plötzlich nur noch stören?


Wenn KI den Ernstfall übt

DeepSeek verändert nicht nur die Planung – es revolutioniert die Ausbildung. Wo früher taktische Manöver mit Kommandos durchgespielt wurden, lernt der Soldat von heute bald im digitalen Paralleluniversum. Dynamische Szenarien, adaptive Gegner, wechselnde Umweltbedingungen – alles simuliert, alles skalierbar.

Ich erkenne die Vorteile. Aber ich erkenne auch die Gefahr: Wenn Kriegsführung zum Computerspiel wird, wo bleibt dann die moralische Hemmschwelle?


Der globale Wettlauf hat begonnen

Die USA kontern mit Programmen wie Thunderforge oder JADC2 – unterstützt von Tech-Giganten wie Microsoft und Google. Israel setzt KI ein, um täglich Bombenziele vorzuschlagen. Europa denkt in autonomen Drohnenschwärmen, NATO in Konfliktprognosen Monate im Voraus.

Was wir hier erleben, ist kein Wettrüsten im klassischen Sinn – es ist ein Wettrechnen, ein Wettdenken. Die Macht liegt nicht mehr im Raketenarsenal – sondern im Rechenzentrum.


Die Büchse der Pandora steht offen

Doch so beeindruckend diese Technologien auch sind – sie werfen unbequeme Fragen auf:

  • Wer trägt Verantwortung, wenn ein KI-generierter Angriff Zivilisten trifft?
  • Wie verhindern wir, dass Algorithmen eine Eskalationsspirale auslösen, die niemand mehr stoppen kann?
  • Wie weit darf Autonomie in tödlichen Systemen gehen?

Als Soldat habe ich gelernt, dass der letzte Schuss eine menschliche Entscheidung sein muss. Aber was, wenn die Maschine bald entscheidet, dass wir dafür zu langsam sind?


Fazit: Krieg in der Sprache der Maschinen

DeepSeek ist keine Vision mehr – es ist Gegenwart. Und es zeigt uns mit aller Härte, wie brüchig unser Verständnis von militärischer Überlegenheit geworden ist.

China hat einen digitalen General – und der fragt nicht nach Schlaf, Moral oder Konsequenzen.

Die Zukunft der Kriegsführung wird nicht mehr auf dem Gefechtsfeld entschieden. Sie entsteht in Datenclustern, Rechenzentren und neuronalen Netzwerken.

Die entscheidende Frage lautet nicht mehr: “Wer ist stärker?”
Sondern: “Wer denkt schneller – und lässt dabei am wenigsten Menschliches übrig?”

André Schmitt, Ex-Kommando Spezialkräfte, Sicherheitsanalyst für moderne Gefahrenlagen

Share this post