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Der Kongo am Abgrund – und die Welt schaut weg

Während die Welt auf andere Krisen blickt, steuert die Demokratische Republik Kongo (DRC) in eine Katastrophe – vielleicht schlimmer als je zuvor.

Schon vor dem Februar 2025 war die Lage dramatisch. Weniger als 13 Prozent der elf Millionen Menschen, die dringend humanitäre Hilfe brauchten, bekamen überhaupt Unterstützung. Doch seit dem Vormarsch der M23-Rebellen, unterstützt von Ruanda, und der Einnahme der Städte Goma und Bukavu, gleitet der Osten des Landes in eine Spirale aus Gewalt, Cholera und Verzweiflung.

Die internationale Hilfe bricht zusammen. Gesundheitssystem? De facto kollabiert. Trinkwasser und sanitäre Versorgung? Fehlanzeige. Die Bevölkerung ist längst sich selbst überlassen – und die internationale Staatengemeinschaft wirkt müde, überfordert oder gleichgültig.

Besonders bitter: Die Southern African Development Community hat ihre Stabilisierungsmission zurückgezogen. Nicht etwa, weil sie Erfolg verbuchen konnte – sondern weil niemand mehr bereit ist, für einen aussichtslosen Kampf weiteres Leben zu riskieren. In Kinshasa herrscht Panik. Die Regierung von Präsident Tshisekedi wirkt desorientiert, eingeschüchtert und zunehmend machtlos.

Kurz flackerte Hoffnung auf: Angola lud zu direkten Gesprächen zwischen der Regierung und der M23 ein. Zum ersten Mal war Tshisekedi offenbar bereit, überhaupt mit den Rebellen zu sprechen – mutmaßlich auch nach einem Besuch des angeblichen Trump-Gesandten, Ronny Jackson. Doch diese Hoffnung wurde im Keim erstickt.

Der Grund? Europäische Sanktionen gegen Ruanda. Anstatt sich an den Verhandlungstisch zu setzen, zog die M23 ihre Zusage zurück. Ruandas Präsident Paul Kagame bezeichnete die Sanktionen als „neo-koloniale Einmischung“ und kappte demonstrativ die diplomatischen Beziehungen zu Belgien.

Die nächste Wendung folgte sofort: Gespräche in Katar führten zu einer erneuten Ceasefire-Bekundung zwischen Kagame und Tshisekedi. Doch wer einmal hinsieht, erkennt schnell: Solche Versprechen hat es schon viele gegeben – und sie wurden jedes Mal gebrochen.

In Wahrheit ist der Kongo zu einem geopolitischen Schachbrett geworden, auf dem Regeln längst keine Rolle mehr spielen. Russland und die USA zeigen mit ihrer neuen, skrupellosen Realpolitik, dass humanitäre Verpflichtungen nur noch stören. Territorialer Expansionismus ist wieder salonfähig – und Sicherheitsgarantien werden nicht als Werteversprechen, sondern als Gegenleistung für Rohstoffzugang gegeben.

Und der Kongo? Bleibt das, was er für die großen Player immer war: eine Quelle für Gold, Coltan und seltene Erden – aber kein Partner. Die Menschen dort leiden still weiter.

Das Problem? Weder die kongolesische Regierung noch eine mögliche ruandische Alternative bieten eine Perspektive. Die Situation ist festgefahren, und während die Welt um Macht, Einfluss und Ressourcen pokert, verlieren Millionen Menschen alles – ihre Heimat, ihre Würde, ihr Leben.

Es ist an der Zeit, dass die Welt nicht länger nur zusieht. Es braucht mehr als leere Versprechen und Sanktionen. Es braucht echten Druck – politisch, wirtschaftlich und diplomatisch. Der Kongo darf nicht zur Bühne eines neuen Kalten Krieges werden. Denn in diesem Spiel ist die Bevölkerung der erste und größte Verlierer.

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