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Der letzte Sommer in Frieden, Blogserie Teil 3: Was tun, wenn es ernst wird? – Verhalten im Ausnahmezustand

Stell dir vor, du wachst mitten in der Nacht auf. Dein Handy hat keinen Empfang mehr. Der Strom ist weg. Kein Licht. Kein Wasser. Kein Netz. Draußen hörst du in der Ferne Sirenen, vielleicht sogar Militärfahrzeuge. Dein Instinkt sagt dir: Etwas stimmt nicht. Du merkst, dass etwas passiert ist, das alles verändert. Jetzt ist nicht mehr die Zeit der Vorbereitung – jetzt zählt, was du tust. Denn der Moment der Krise ist eingetreten.

In dieser Phase trennt sich die Illusion von Sicherheit von echter Handlungskompetenz. Der Unterschied zwischen Überforderung und klarer Orientierung entscheidet sich in den ersten Stunden. Und genau darum geht es in diesem dritten Teil: Wie du in der Krise handlungsfähig bleibst. Nicht aus Panik, sondern aus Klarheit. Nicht aus Angst, sondern aus Verantwortung.

Die größte Herausforderung ist, zu erkennen, dass es ernst ist – und nicht nur eine Störung im Alltag. Denn viele Krisen beginnen schleichend. Vielleicht durch einen Blackout, der sich nicht wie üblich nach wenigen Stunden behebt. Oder durch plötzlich auftretende staatliche Maßnahmen, wie etwa Ausgangssperren, Truppenbewegungen oder kontrollierte Informationssperren. Die ersten Anzeichen wirken oft harmlos – genau darin liegt ihre Gefahr. Wer sie falsch einschätzt, verliert wertvolle Zeit.

Was Menschen in diesen Momenten häufig falsch machen, ist das Festhalten am Alten. Sie warten ab, hoffen, dass sich alles wieder einrenkt. Doch Krise heißt: Der normale Rhythmus ist unterbrochen. Die Systeme, auf die du dich verlassen hast, funktionieren nicht mehr oder nicht mehr für dich. Du brauchst dann keine Ausreden – du brauchst Entscheidungen.

Eine der zentralen Fragen lautet: Soll ich bleiben oder gehen? Diese Entscheidung hängt von zahlreichen Faktoren ab. Hast du Vorräte, Schutz, soziale Kontakte in deiner Umgebung? Ist deine Region stabil oder bereits gefährdet durch Unruhen, Plünderungen oder militärische Präsenz? Kannst du dich selbst und deine Angehörigen dort versorgen – oder würdest du zum Risiko für andere? Bleiben bedeutet Stabilität, aber auch potenzielle Isolation. Flucht dagegen heißt Bewegung, Unsicherheit, vielleicht auch Gefahr – aber sie kann notwendig sein, wenn die Lage vor Ort kippt.

Wer sich zur Flucht entscheidet, darf das nicht spontan tun. Ohne Ziel, Route und klare Vorstellung vom Nötigsten kann Flucht zur Falle werden. Genau deshalb ist ein vorbereitetes Notfallgepäck – ein sogenannter Bug-Out-Bag – entscheidend. Er sollte alles enthalten, was du brauchst, um mindestens 72 Stunden unabhängig zu überstehen: Wasser, Nahrung, Kleidung, Licht, Orientierung, medizinische Versorgung und Schutz. Dabei geht es nicht um Luxus, sondern um Funktionalität. Und vor allem: um sofortige Verfügbarkeit.

Doch nicht nur die Ausrüstung zählt. Mindestens genauso wichtig ist dein Verhalten. In Krisenlagen gilt: Wer leise ist, lebt länger. Sichtbarkeit, Lärm und offene Kommunikation können dich zur Zielscheibe machen – für Kontrolle, Neid, Überwachung oder Gewalt. Diskretion wird zur Überlebensstrategie. Halte deine Informationen und Ressourcen zurück. Teile nur mit Menschen, denen du absolut vertraust. Und wäge stets ab, ob dein Handeln nötig ist – oder nur ein Ausdruck von innerem Stress.

Ein oft unterschätzter Faktor ist die psychologische Dynamik: Wenn Menschen die Kontrolle verlieren, handeln sie irrational. Panik kann tödlich sein – nicht nur im übertragenen Sinn. Wer vorbereitet ist, kann inmitten des Chaos Orientierung geben. Nicht für alle – aber vielleicht für die, die an deiner Seite stehen. In der Krise bist du nicht nur Überlebender – du bist Vorbild. Auch ohne Worte.

Ein letzter, aber entscheidender Punkt: Jeder Fehler in der Krise kostet. Wer zu lange zögert, verpasst Chancen. Wer zu schnell handelt, riskiert Kopf und Kragen. Die Kunst liegt darin, flexibel zu bleiben, ohne die eigene Linie zu verlieren. Beobachten, prüfen, entscheiden – das ist der Dreiklang der Krisenlogik. Und er verlangt Übung. Das Gute: Du kannst ihn schon jetzt trainieren – durch Planspiele, Gespräche mit deiner Familie, Reflexion deines Wohnorts und deines Alltags. Denn alles, was du im Frieden durchdacht hast, schützt dich im Ernstfall.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wenn es ernst wird, zählt nicht mehr, was du besitzt, sondern was du bist. Bist du bereit zu führen? Bereit zu schützen? Bereit zu entscheiden? Dann wirst du die erste Phase der Krise nicht nur überstehen – sondern gestalten.


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