Die stille Enteignung – Warum dein Geld weniger wert ist, als du denkst
von André Schmitt (Ex-KSK, Profiler & Mediator)
Während die Welt sich weiterzudrehen scheint und der Alltag in geregelten Bahnen verläuft, läuft im Hintergrund ein Prozess ab, den viele nicht wahrnehmen – oder erst dann, wenn sie bereits verloren haben. Es ist kein lautes Ereignis, kein sichtbarer Raubzug, kein Banküberfall mit Maske und Waffe. Es ist subtil, konstant und systematisch. Es ist die stille Enteignung.
Viele Menschen merken es erst, wenn der Kühlschrank nicht mehr so voll ist wie früher, obwohl man gleich viel oder sogar mehr gearbeitet hat. Wenn der Stromabschlag plötzlich steigt, ohne dass sich das eigene Verhalten verändert hätte. Oder wenn der Blick aufs Konto das Gefühl vermittelt, als hätte jemand heimlich mit der Schere in der Hand neben dem Gehaltszettel gestanden. Und in gewisser Weise stimmt das auch. Denn was hier passiert, ist keine Ausnahme, sondern Teil eines Systems: Ein Prozess, der über Umverteilung, Inflation, Steuerlogik und wirtschaftliche Manipulation nicht nur Kapital entzieht – sondern Kontrolle schafft.
Die offizielle Lesart der Politik spricht von „angemessener Inflationsdynamik“, „Transformation der Wirtschaft“ oder gar „Verbraucherentlastung durch klimagerechte Preissignale“. In der Realität bedeutet das: Dein Geld verliert an Wert, ohne dass du weniger davon in der Hand hältst. Du arbeitest gleich viel – aber bekommst faktisch weniger dafür. Dein Stundenlohn bleibt gleich, aber das, was du dir davon leisten kannst, schrumpft. Nicht weil du schlechter geworden bist. Sondern weil das Spielfeld verschoben wurde, während du gespielt hast.
Inflation wird gern als temporärer Effekt dargestellt – ausgelöst durch Lieferkettenprobleme, geopolitische Unsicherheiten oder Sonderereignisse. Doch wer genau hinsieht, erkennt: Sie ist strukturell geworden. Die Preissteigerungen in Bereichen wie Energie, Miete, Lebensmittel oder Gesundheit sind keine Ausreißer mehr, sondern neue Normalität. Während offizielle Inflationsraten geschönt und geglättet werden, zeigt der reale Alltag eine ganz andere Geschichte. Die Schere zwischen Reallohn und Lebenshaltungskosten öffnet sich weiter – Monat für Monat. Und wer glaubt, das sei einfach nur „schwaches Management“, verkennt die perfide Logik dahinter.
Denn nicht nur die Inflation greift an. Auch die sogenannte kalte Progression tut ihr Übriges. Jedes Mal, wenn dein Gehalt minimal steigt – sei es durch Tarifanpassung oder Beförderung – rutscht du unmerklich in eine höhere Steuerklasse. Die Folge: Du zahlst mehr Steuern, obwohl du real nichts gewonnen hast. Das System bestraft Leistungsbereitschaft – nicht offen, nicht direkt, aber eben leise und wirkungsvoll. Und während du dich darüber freust, auf dem Papier 200 Euro mehr zu verdienen, kostet dich die neue Realität 300 Euro mehr im Supermarkt, an der Zapfsäule oder beim Zahnarzt.
Diese Form der Enteignung ist nicht als solche erkennbar, weil sie nicht mit Gewalt einhergeht. Sie geschieht durch Verschiebung der Verhältnisse, durch sprachliche Nebelkerzen und durch ein dauerhaftes Gefühl, selbst nicht genug zu sein. Die Menschen, die darunter leiden, sind nicht die Faulen oder Planlosen. Es sind die, die arbeiten, Kinder großziehen, Verantwortung übernehmen – und trotzdem spüren: Es reicht nicht mehr. Und das ist kein Zufall. Denn ein unsicherer Mensch ist lenkbarer als ein unabhängiger.
Im Grey Man-Buch sprechen wir viel über physische Sicherheit, Tarnung, Verhalten in Extremlagen. Doch wer sich wirklich schützen will, muss weiterdenken: Auch finanzielle Resilienz gehört dazu. Und das bedeutet, sich unabhängig zu machen von Systemen, die nicht mehr zu deinen Gunsten funktionieren. Es beginnt mit dem Bewusstsein – und endet bei konkreten Schritten: Schuldenfreiheit als Ziel, nicht als Option. Sachwerte statt digitaler Luftbuchungen. Wissen statt blinder Hoffnung. Und Netzwerke, auf die du zählen kannst, wenn Banken, Versicherungen und staatliche Systeme versagen.
Die stille Enteignung ist kein Mythos. Sie läuft – und sie wird weiterlaufen. Solange wir es zulassen. Wer vorbereitet ist, wird sie überstehen. Wer nur hofft, dass „es schon nicht so schlimm wird“, wird zu spät reagieren. Denn wie jede Krise kommt auch diese nicht mit Ansage – sondern mit Routine. Genau deshalb sollte man früh erkennen, wann die Stabilität nur noch Fassade ist.
Der nächste Schritt gehört dir. Nicht dem Staat. Nicht den Märkten. Nicht dem Finanzamt. Sondern dir.