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ERAM: Zukunft der Drohnenabwehr oder ineffektiver Kompromiss?

Die USA investieren in eine neue Waffe, die die moderne Kriegsführung revolutionieren könnte – oder zu einem weiteren gescheiterten Militärprojekt werden könnte. Das Extended Range Attack Munition (ERAM)-Programm soll eine kostengünstige, vielseitige Lösung zur Drohnen- und Marschflugkörperabwehr bieten. Doch während die Entwicklung voranschreitet, bleiben Zweifel an der tatsächlichen Effektivität der Waffe bestehen.

Ein neues Konzept für eine sich wandelnde Bedrohung

Mit der zunehmenden Nutzung von Drohnen und Marschflugkörpern im Ukraine-Krieg, im Roten Meer und in anderen Konflikten, hat das US-Militär die dringende Notwendigkeit einer günstigen und flexiblen Luftabwehr erkannt. Das ERAM soll genau diese Lücke füllen – eine Rakete mit 400 Kilometern Reichweite, die in GPS-gestörten Umgebungen operieren kann und in großen Stückzahlen produziert werden soll.

Der Fokus liegt auf modularen Subsystemen wie dem Fixed Wing Air-Launched Counter-Unmanned Aircraft Systems Ordnance (FALCO), das speziell für die Bekämpfung von Drohnen entwickelt wird. Dies könnte die USA in die Lage versetzen, kosteneffiziente Luftverteidigung gegen billige, massengefertigte Bedrohungen zu gewährleisten.

Kosteneffizienz versus Leistung – Ist ERAM zu schwach für den Ernstfall?

Ein zentraler Vorteil des ERAM könnte die Kosteneffizienz sein. Das Abschießen von Drohnen mit hochentwickelten Luft-Luft-Raketen wie der AIM-9X Sidewinder (472.000 US-Dollar pro Stück) oder der AIM-120 AMRAAM (über 1 Million US-Dollar pro Rakete) ist wirtschaftlich unsinnig. Eine günstigere Alternative wäre daher dringend nötig.

Doch genau hier liegt auch das Problem:

  • Zu langsam für Hochgeschwindigkeitsdrohnen: Die neue Generation chinesischer WZ-8-Drohnen (Mach 6, 48.000 Meter Flughöhe) könnte für ERAM unerreichbar sein.
  • Stealth-Drohnen als Problem: Chinas GJ-11 „Sharp Sword“, ein Tarnkappen-Kampfdrohnenmodell, könnte ERAMs Erfassungssysteme unterlaufen.
  • Eingeschränkte Wirksamkeit gegen große Ziele: Die kleine Sprengladung von ERAM könnte nicht ausreichen, um stark gepanzerte oder befestigte Ziele zu zerstören.

Ein weiterer Baustein im US-Arsenal – oder eine Ressourcenverschwendung?

Während die USA nach flexiblen Waffensystemen suchen, könnte ERAM zu breit angelegt sein, um sich in einem bestimmten Einsatzgebiet zu bewähren. Experten warnen, dass das Projekt Mittel von wichtigeren Waffenprogrammen abziehen könnte, darunter:

  • Long-Range Anti-Ship Missile (LRASM): Reichweite von 563 km, entscheidend für den Seekrieg gegen China.
  • Maritime Strike Tomahawk (MST): Reichweite von 1.600 km, kann Schiffe und Landziele angreifen.
  • Naval Strike Missile (NSM): Moderate Reichweite, aber effektiver als viele alte US-Seezielflugkörper.

China hat mittlerweile die größte Marine der Welt mit über 370 Schiffen und U-Booten. Sollte ERAM Ressourcen von diesen dringend benötigten Waffen abziehen, könnte das die US-Fähigkeit zur Kriegsführung gegen einen hochgerüsteten Gegner schwächen.

Hyperschalllücke – Ein größeres Problem als ERAM?

Während die USA noch an ERAM feilen, haben Russland und China bereits Hyperschallwaffen im Einsatz. Die USA haben noch keine einsatzfähige Hyperschallwaffe – während China mit der DF-17 und Russland mit Kinzhal und Tsirkon bereits über solche verfügen.

Sollten die USA weiterhin auf kostengünstige, subsonische Raketen wie ERAM setzen, könnten sie im Wettlauf um fortschrittliche Raketenfähigkeiten ins Hintertreffen geraten.

Fazit: Innovation oder Fehlplanung?

ERAM verspricht eine vielseitige, kosteneffiziente Lösung, um Drohnen- und Marschflugkörperangriffe abzuwehren. Doch wenn die Waffe sich als zu langsam, zu schwach oder zu unpräzise erweist, könnte sie zu einem teuren Fehler werden.

Die Zukunft wird zeigen, ob ERAM die nächste Generation der Luftverteidigung anführt – oder nur ein weiteres überambitioniertes Pentagon-Projekt bleibt, das hinter seinen Erwartungen zurückbleibt. 🔥✈️

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