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Europol-Bericht: Türkische Netzwerke dominieren die gefährlichsten kriminellen Organisationen Europas

Ein aktueller Bericht von Europol wirft ein erschreckendes Licht auf die Verstrickung türkischer Akteure in einige der bedrohlichsten kriminellen Netzwerke Europas. Während der 22-jährigen Amtszeit von Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich die Türkei zu einem globalen Drehkreuz für organisierte Kriminalität entwickelt, das eine ernste Bedrohung für die Sicherheit und Stabilität der Europäischen Union darstellt.

Unter den 821 kriminellen Netzwerken, die Europol analysiert hat, treten türkische Staatsbürger und Personen mit türkischem Hintergrund in Europa immer wieder als zentrale Figuren in Erscheinung. Die Auswirkungen dieser Netzwerke reichen weit über die Grenzen der Türkei hinaus und betreffen Länder wie Belgien, die Niederlande und Deutschland, aber auch globale Hotspots wie Kolumbien und die Vereinigten Arabischen Emirate.


Die Macht der türkischen Netzwerke

Laut dem Bericht bilden türkische Akteure häufig den Kern multinationaler Netzwerke, die sich auf Drogenschmuggel, Geldwäsche und Menschenhandel spezialisiert haben. Besonders alarmierend ist ihre zentrale Rolle im globalen Kokainhandel, mit Verbindungen zu Südamerika und der EU.

Türkische Kriminelle, oft in Zusammenarbeit mit belgischen und niederländischen Partnern, operieren in über 40 Ländern und nutzen die Türkei als sicheren Hafen. Hier genießen sie nicht nur Schutz durch korrupte Beamte, sondern profitieren auch von politischer Deckung durch die Erdogan-Regierung und ihren ultranationalistischen Koalitionspartner, die MHP.

Ein Beispiel für diese Verflechtungen ist der Fall von Orhan Adıbelli, einem in Europa bekannten Drogenhändler. Adıbelli floh 2013 nach einer Razzia in Belgien in die Türkei, wo er als „Investor“ willkommen geheißen wurde. Mit den riesigen Geldsummen aus seinen Drogengeschäften gründete er ein Unternehmen in der Türkei, bevor er 2021 unter mysteriösen Umständen ermordet wurde – ein Fall, der nie vollständig aufgeklärt wurde.


Kriminalität und staatliche Komplizenschaft

Der Bericht unterstreicht die Rolle des türkischen Geheimdienstes MIT, der kriminelle Netzwerke nicht nur überwacht, sondern auch für politische und wirtschaftliche Zwecke einspannt. Der MIT soll Bestechungsgelder von diesen Netzwerken erhalten haben, um geheime Operationen zu finanzieren, während die Erdogan-Regierung die internationalen Beziehungen nutzt, um die Strafverfolgung zu umgehen.

In einigen Fällen arbeiten staatliche Stellen direkt mit diesen Netzwerken zusammen. Ein besonders beunruhigender Punkt ist die Unterstützung, die hochrangige Kriminelle bei der Erlangung der türkischen Staatsbürgerschaft erhalten. Prominente Fälle, wie der schwedisch-serbische Drogenboss Rawa Majid alias „Kurdish Fox“, zeigen, wie ausländische Verbrecher sich in der Türkei niederlassen und ihre Operationen von dort aus weiterführen können – oft unter dem Schutz der Behörden.


Migration als strategische Waffe

Neben den klassischen Formen der organisierten Kriminalität wird Migration zunehmend als politisches Druckmittel eingesetzt. Der Bericht hebt hervor, dass türkische Netzwerke eine Schlüsselrolle im Menschenschmuggel spielen. Sie organisieren nicht nur die illegale Einreise in die EU, sondern unterstützen auch sekundäre Bewegungen innerhalb der EU, etwa durch Scheinehen oder gefälschte Dokumente.

Die Erdogan-Regierung nutzt diese Dynamik gezielt, um Druck auf die EU auszuüben. 2019 drohte Erdogan, „die Tore zu öffnen“, wenn die EU keine weiteren finanziellen Hilfen bereitstelle. Tatsächlich kam es im Februar 2020 zu einem Massenandrang von Migranten an der griechischen Grenze – eine von Ankara orchestrierte Aktion, die humanitäre und sicherheitspolitische Krisen in der EU auslöste.


Illegale Waffen und die Rolle der Türkei

Ein weiterer Aspekt, der im Bericht hervorgehoben wird, ist die Verbreitung illegaler Waffen, die aus der Türkei nach Europa geschmuggelt werden. Viele dieser Waffen werden in illegalen Werkstätten hergestellt oder aus rechtmäßigen Lieferketten abgezweigt. Laut Europol stellen diese Waffen eine erhebliche Bedrohung für die innere Sicherheit der EU dar.

Die Verbindungen türkischer Waffen zu Konflikten in Afrika und dem Nahen Osten zeigen zudem, wie weitreichend der Einfluss dieser Netzwerke ist. Berichte der Vereinten Nationen weisen auf türkische Waffen in Libyen, Somalia und Jemen hin, was die Türkei als zentralen Akteur im globalen Waffenhandel bestätigt.


Ein System der Straflosigkeit

Der Bericht legt nahe, dass die enge Verbindung zwischen staatlichen Akteuren und kriminellen Netzwerken in der Türkei ein System der Straflosigkeit geschaffen hat. Viele hochrangige Kriminelle haben türkische Staatsbürgerschaft erhalten und genießen Schutz vor internationalen Haftbefehlen.

Obwohl die Erdogan-Regierung in den letzten Monaten verstärkt Maßnahmen gegen diese Netzwerke ergriffen hat – offenbar als Reaktion auf internationalen Druck, insbesondere durch die FATF –, bleibt die Frage, wie ernsthaft diese Bemühungen sind. Die Razzien und Festnahmen betreffen vor allem ausländische Kriminelle, während die einheimischen Unterstützer und Profiteure weitgehend unberührt bleiben.


Fazit: Ein gefährliches Spiel

Die Ergebnisse des Europol-Berichts werfen ein Schlaglicht auf die gefährliche Verbindung zwischen Kriminalität, Migration und politischer Macht. Die Türkei hat sich unter Erdogan zu einem Drehkreuz für transnationale Kriminalität entwickelt, das weit über die europäischen Grenzen hinaus wirkt.

Während die EU und internationale Organisationen versuchen, diese Bedrohung einzudämmen, zeigt sich, dass die Bekämpfung dieser Netzwerke nur dann erfolgreich sein kann, wenn die systematische Komplizenschaft in der Türkei selbst angegangen wird. Doch solange Kriminalität und staatliche Interessen so eng verflochten bleiben, wird Europa weiterhin mit den Konsequenzen dieses gefährlichen Spiels konfrontiert sein.

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