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First – Second – Third Line: Strukturierte Ausrüstung für Krisen und Notlagen

In der zivilen Krisenvorsorge ist die Frage nach sinnvoller, zuverlässiger Ausrüstung zentral. Dabei kommt es nicht nur auf den Umfang an, sondern vor allem auf die Systematik: Was wird wann, wo und wie benötigt – und wie kann man Verluste oder Zugriffsausfälle kompensieren?

Ein bewährtes Prinzip aus dem militärischen Bereich bietet hierfür eine praxistaugliche Struktur: die Aufteilung in First Line, Second Line und Third Line. Dieses Konzept lässt sich hervorragend auf zivilgesellschaftliche Notlagen – wie Flucht, Stromausfall, Evakuierung oder Versorgungsunterbrechung – übertragen.


🔹 First Line – Unmittelbar am Körper

Die sogenannte First Line umfasst alle Gegenstände, die direkt am Körper getragen werden – in Hosentaschen, Jacke oder am Gürtel. Sie sollen selbst dann verfügbar bleiben, wenn Rucksack oder Fahrzeug nicht mehr zugänglich sind.

Beispiele:

  • Taschenmesser oder Multitool
  • Feuerzeug oder Zündstahl
  • Taschenlampe (klein, mit Strobe)
  • Bargeld (klein gestückelt)
  • Signalpfeife
  • Notfallration (Riegel o. Ä.)
  • Kompakte Erste-Hilfe-Komponenten (Pflaster, Schmerzmittel)
  • Notfallkarte oder kleine ID-Karte

Nutzen:
Die First Line dient der sofortigen Reaktion auf Gefahr, Verletzung oder plötzliche Flucht. Sie ist darauf ausgelegt, im absoluten Minimum handlungsfähig zu bleiben – unabhängig von Gepäck oder Standort.


🔹 Second Line – Mobiles Notfall-Setup (z. B. 72h-Rucksack)

Die Second Line bezeichnet Ausrüstung, die in einem Fluchtrucksack, einer Tasche oder im Fahrzeug mitgeführt wird. Sie ergänzt die First Line um alles, was zur kurzfristigen Autarkie nötig ist – etwa für 24 bis 72 Stunden.

Beispiele:

  • Trinkwasserversorgung (Flasche, Filter, Tabletten)
  • Notnahrung für mehrere Tage
  • Ersatzkleidung (Wetterschutz, Unterwäsche)
  • Hygiene-Set
  • Erste-Hilfe-Set
  • Kartenmaterial, Funkgerät
  • Powerbank, Kabel
  • Schutz (z. B. Poncho, Handschuhe, Mütze)

Nutzen:
Die Second Line ermöglicht eigenständige Bewegung, Notfallübernachtungen, Versorgung bei Evakuierung oder Wegfall der gewohnten Infrastruktur. Sie ist modular aufgebaut und kann je nach Lage angepasst werden.


🔹 Third Line – Stationäre oder umfangreiche Ausrüstung

Die Third Line bezeichnet stationäre Lagerausstattung oder große, längerfristig geplante Fluchtausrüstung (z. B. im Auto, in einem Depot, in einem Rückzugsort).

Beispiele:

  • Schlafsack & Isomatte
  • Kocher + Brennstoff
  • Tarp / Zelt / Plane
  • Nahrung & Wasser für >7 Tage
  • Ersatzbatterien, Solarlader
  • Werkzeuge (Säge, Seil, Klebeband)
  • Backup-Dokumente
  • Kleidung für wechselnde Wetterlagen

Nutzen:
Die Third Line bietet vollständige Versorgung in Langzeitszenarien – ob im Krisenfall zu Hause, im Fluchtfahrzeug oder im autarken Rückzugsort. Sie ist nicht ständig mitzuführen, aber bei Bedarf lebenswichtig.


🔸 Vorteile der 3-Linien-Struktur für Zivilisten

  • Redundanz mit Logik: Ausrüstung ist mehrfach vorhanden, aber sinnvoll verteilt.
  • Verlusttoleranz: Bei Verlust eines Rucksacks bleibt man mit der First Line handlungsfähig.
  • Bessere Übersicht & Zugriff: Klare Gliederung hilft im Stress – kein Suchen, kein Überladen.
  • Situationsanpassung: Mobil, stationär oder hybrid – je nach Lagebild kombinierbar.
  • Individualisierbar: Inhalt kann auf persönliche Risiken, Alter, Region und Fähigkeiten abgestimmt werden.

Fazit: Struktur statt Masse

Die Einteilung in First, Second und Third Line bietet eine robuste, alltagstaugliche Grundlage für zivilen Selbstschutz und Vorsorge. Statt unkontrolliert Ausrüstung zu sammeln, erlaubt sie gezielte Planung, Priorisierung und Anpassung an reale Bedürfnisse.

Wer seine Ausrüstung so strukturiert, schafft nicht nur Übersicht – sondern erhöht Resilienz, Reaktionsgeschwindigkeit und Überlebensfähigkeit in kritischen Situationen erheblich.

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