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Greyman im urbanen Alltag – Teil 5: Fluchtwege und Sackgassen – Wie du in jeder Umgebung deinen Exit kennst, bevor du ihn brauchst

von André Schmitt (Ex-KSK, Profiler & Mediator)

Jede Umgebung ist ein Spielfeld. Die Frage ist nur:
Bist du Spieler – oder bist du Figur?

Wer sich im urbanen Raum bewegt, ohne zu wissen, wo die Ausgänge sind, lebt in einer trügerischen Komfortzone. Menschen folgen Routinen, nicht Logik. Sie stellen sich in Warteschlangen, auch wenn es andere Wege gäbe. Sie betreten Räume, ohne zu wissen, wie sie wieder hinauskommen. Und wenn Panik entsteht – rennen sie dorthin, wo alle rennen. Oft in die Sackgasse.

Der Greyman denkt anders.
Er betritt einen Raum mit einem einzigen Ziel: Er will jederzeit verschwinden können – unauffällig, schnell, sicher.


Der Exit beginnt im Kopf

Noch bevor du einen Raum betrittst – Bahnhofshalle, Einkaufszentrum, Café, Behörde – läuft im Hintergrund dein Lagefilm an:
Wo sind die Hauptausgänge?
Wo sind Nebeneingänge, Servicebereiche, Notausgänge?
Gibt es Fenster, Gänge, Treppen oder Verbindungen zu Nebenräumen?
Wo staut sich die Masse im Ernstfall – und wo nicht?

Der urbane Greyman plant nicht spektakulär, sondern leise effizient. Seine Gedanken sind:
„Wenn jetzt jemand schreit – wie wäre mein Weg?“
„Wenn ein Schuss fällt – wo zieht es die Masse hin?“
„Wo sind tote Winkel – und was sehe ich von dort?“


Was du meiden solltest

Sackgassen lauern überall – und sie sind nicht immer architektonisch, sondern sozial.
Vermeide:

Tischplätze mit dem Rücken zur Tür
lange Gänge mit nur einem Ausgang
Aufzüge, die in Notsituationen zur Falle werden
Ecken, in denen du weder Sicht noch Bewegungsfreiheit hast
Straßenfeste, Bahnsteige oder Innenhöfe ohne Alternativroute

Ein Greyman hat keine Angst. Aber er hat einen Plan B, C und D – lange bevor andere überhaupt mit Plan A beginnen.


Unauffällig in Bewegung bleiben

In unserem Grey Man-Buch sprechen wir von dynamischer Präsenz:
Du wirkst ruhig, aber bist nie statisch.
Du wartest, aber nie ohne Option.
Du betrittst Räume, aber nie planlos.

Im Ernstfall sieht niemand, wie du gehst – du bist einfach nicht mehr da.

Dein Exit beginnt also nicht mit dem Notausgang – sondern mit deiner Haltung zur Umgebung.


Dein Auftrag für heute

– Betritt gezielt einen belebten Raum.
– Finde mindestens drei Wege heraus – jenseits der offensichtlichen.
– Beobachte, wie viele Menschen sich so aufstellen, dass sie nicht reagieren könnten.
– Und frag dich: Wo wärst du in 5 Sekunden – und wo in 15?

Denn wer seinen Ausgang kennt, verliert nie die Kontrolle.
Und genau darum geht es beim Greyman im urbanen Alltag: Nicht stark wirken – sondern bereit sein.

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