Greyman im urbanen Alltag – Teil 8: Der digitale Schatten – Wie du online nicht zur Zielperson wirst
von André Schmitt (Ex-KSK, Profiler & Mediator)
Du bist längst da, bevor du angekommen bist.
Nicht physisch – sondern digital.
Ob du willst oder nicht: Sobald du dich mit deinem Smartphone bewegst, eine Nachricht schreibst, Bluetooth aktivierst oder deinen Lieblingskaffee per App bestellst, erzeugst du Signale. Diese Signale zeichnen ein Profil – über dich, deinen Alltag, deine Routinen. Und genau dieses Profil kann ausgewertet werden. Von Unternehmen, von Behörden – oder von Menschen, die dich nicht aus wohlwollendem Interesse beobachten.
Der urbane Greyman weiß: Wer im physischen Raum unauffällig sein will, muss im digitalen Raum verschwommen bleiben.
Was dein Smartphone über dich verrät – ohne dass du es weißt
Viele glauben, sie seien „offline“, nur weil sie keine sozialen Medien nutzen.
Ein gefährlicher Irrtum. Denn dein Gerät funkt permanent:
– Standortdaten über Mobilfunk, WLAN, Bluetooth
– Geräte-ID und App-Nutzungsverhalten
– Bewegungssensoren und Gyroskopdaten
– Spracherkennung, Hintergrundprozesse, Synchronisation
Selbst ausgeschaltet ist ein modernes Gerät kein „toter Gegenstand“ mehr.
Und selbst wer nichts zu verbergen hat, hat etwas zu verlieren: nämlich Kontrolle.
Wie du zur Zielperson wirst
Du musst niemand Besonderes sein. Es reicht, dass du:
– zur falschen Zeit am falschen Ort bist
– mit dem falschen Netzwerk interagierst
– eine unbedachte Meinung teilst
– ein digitales Muster hinterlässt, das „auffällt“
Algorithmen sortieren Menschen nicht nach Moral – sondern nach Verhalten.
Und wer zu deutlich aus dem Rauschen hervorsticht, wird analysiert – oder markiert.
Digitale Unauffälligkeit – so funktioniert sie
Im Grey Man-Buch widmen wir uns auch dem digitalen Selbstschutz – denn Tarnung hört nicht bei Kleidung und Körpersprache auf.
Ein paar Prinzipien für den Alltag:
– Standortdienste nur bei echter Notwendigkeit aktivieren
– Bluetooth und WLAN deaktivieren, wenn nicht in Gebrauch
– Geräte in Schutzhüllen oder Faraday-Taschen, wenn du wirklich unsichtbar sein willst
– Keine individualisierbaren Hüllen, Wallpaper oder Klingeltöne, wenn du in der Masse untergehen willst
– Messenger mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – und auch da sparsam und bewusst
Ein echter Greyman fragt sich vor jeder App, jedem Post, jedem Standort-Check-in:
„Was sage ich damit – und wem?“
Dein Auftrag für heute
– Überprüfe dein Smartphone: Welche Verbindungen laufen dauerhaft im Hintergrund?
– Deaktiviere bewusst Funktionen, die du nicht brauchst.
– Achte in der Stadt darauf, wie oft du dein Gerät zückst – und wo.
– Beobachte andere dabei – und frag dich: Wie viel weiß ich gerade über sie, ohne ein Wort gehört zu haben?
Denn wer digital zu viel von sich zeigt, hat sich längst ausgezogen, bevor er sich umgesehen hat.