K9 IFAK
Liebe Community,
Im heutigen Artikel wollen wir uns unseren vierbeinigen Kameraden widmen.
Oft genug ist der Hund die einzige Begleitung in der Wildnis oder ein wichtiger Verbündeter in der Ausübung unserer Dienstpflichten. Hierbei kann es immer wieder auch zu Situationen kommen in welchen unser Helfer selbst auf Hilfe angewiesen ist. Die Notwendigkeit, ein IFAK mitzuführen, um selbst die kritischste Zeit bis zum Eintreffen professioneller Hilfskräfte zu überbrücken, ist mittlerweile allgemein anerkannt. Da die Hunde uns hautnah und selbstlos in potenziell gefährlichen Situationen begleiten, ist es unsere Pflicht, auch für Ihre Sicherheit Sorge zu tragen. Jeder wird sich vorstellen können, dass die Verletzungsgefahr für Hunde im Polizei- oder Militärdienst sowie der Katastrophenhilfe enorm ist. In diesen professionellen Bereichen versucht man natürlich, die Tiere durch eigens konzipierte Schutzausrüstung bestmöglich vor Schaden zu bewahren. Neben der Erhaltung der Einsatzfähigkeit spielt hier natürlich auch der Kostenfaktor (Ein gut ausgebildetes Tier kann durchaus einen Wert von mehreren tausend Euro erreichen) eine Rolle.
Was aber ist mit dem privaten Sektor?
Welche Gefahren drohen unserem vierbeinigen Freund, der einfach nur als Haustier und Begleiter lebt und wie können wir diesen begegnen? Wir wollen uns heute einen groben Überblick darüber verschaffen, wie wir unserer Verantwortung dem Tier gegenüber gerecht werden.
Schauen wir uns hierzu die Welt einmal aus der Sicht eines Hundes an. Ein Hund ist (je nach Rasse und Konstitution) ein starkes und bewegliches Tier, welches noch immer in unterschiedlichem Ausmaß ausgeprägte Raubtiereigenschaften besitzt. Im Alltag kann es daher schnell zu unvorhersehbaren Situationen kommen. Die Rauferei mit einem anderen Hund kann bei fehlender Sozialisierung lebensbedrohliche Verletzungen verursachen, der Hund der wegläuft kann vor ein Auto geraten oder beim wildern (je nach Rahmenbedingungen) legal ange- oder erschossen werden. Einige Wildtiere wie Wildschwein und Wolf sind wehrhafte Gegner, andere können schwere Krankheiten übertragen. Ständig liegen auf unseren Wegen Scherben, scharfe Gegenstände und giftiger Müll herum. Jetzt im Sommer wird wieder gegrillt. Der Duft des Würstchens gepaart mit dem heißen Grill ist eine gefährliche Kombination. Selbst Sachen wie Schokolade können je nach verzehrter Menge und Gewicht des Hundes lebensbedrohlich sein.
Wie man sieht, hat selbst der vermeintlich behütet lebende Hund jeden Tag die Möglichkeit, in einen medizinischen Notfall verwickelt zu werden. Wie also können wir vorsorgen?
1. Gehorsam des Hundes
Wie in den oberen Beispielen deutlich wurde, lassen sich viele gefährliche Situationen vermeiden, wenn der Hund über einen guten Gehorsam verfügt. Ein Hund, der sich verlässlich abrufen und stoppen lässt und über ein gesundes Sozialverhalten gegenüber Artgenossen verfügt, wird oftmals gar nicht erst in brenzlige Lagen geraten. Es ist die Aufgabe jedes Hundehalters, sein Tier so auszubilden, dass er eben nicht unkontrolliert wegläuft, Beissereien anfängt oder alles frisst, was er auf dem Boden findet. Wo der Gehorsam (noch) nicht ausreicht, muss man zum Schutz des Hundes diesen angeleint lassen. Selbstüberschätzung hier kann den Erfolg vorangegangener Ausbildung in großen Teilen zunichte machen. Ein Hund, der einmal erfolgreich gewildert hat, wird dieses Verhalten nur schwer wieder ablegen. Die Ausbildung des Hundes zu erläutern übersteigt den Umfang dieses Beitrags leider. Hier solltet ihr euch mit Problemen und Fragen innerhalb der Community mit den Hundeführern vernetzen und gemeinsam auf das Ziel eines gehorsamen Hundes hinarbeiten. Bedenkt auch immer: Einem Hund, der verlässlich hört, kann man schlussendlich viel mehr Freiheiten einräumen als einem unerzogenen Tier. Seht Ausbildung daher nicht als Zwang.
2. Disziplin des Hundehalters
Durch eigene Disziplin und das Bewusstsein dafür, für das Wohlergehen des Hundes verantwortlich zu sein, könnt ihr einem weiteren großen Teil von Gefahren vorbeugen. Eine vermiedene Verletzung ist besser als jede Behandlung. Was bedeutet das im Alltag? Geht bewusst und aufmerksam mit eurem Hund spazieren. Wer nicht aufs Telefon schaut wird das Reh am Horizont oder den streitsüchtigen Hund an der Straßenecke rechtzeitig bemerken. Macht einen Bogen um am Boden liegendes Glas, leint den Hund an Silvester an. Lasst beim Camping mit dem Hund keine scharfen Gegenstände herumliegen und stellt den Kocher so auf, dass sich neugierige Hundenasen nicht verbrennen. Das Gifte, Medikamente aber auch Lebensmittel nicht herumliegen dürfen, muss auch immer wieder betont werden. Ich habe leider schon einen Hund gesehen, der Schaschliks mitsamt den Spiessen herunter geschlungen hat und notoperiert werden musste. Das gestohlene Leberwurstbrot ist auch nur dann eine lustige Anekdote, wenn nicht die mitgefressene Alufolie einen Darmverschluss verursacht. Der Hundehalter der auf sich selbst achtet und Gefahren beseitigt ist der wichtigste Freund seines Hundes.
3. IFAK K9
Trotz aller Vorsicht kann es passieren, dass ein Hund im Alltag verletzt wird und wir helfen müssen. Wie beim Menschen auch reicht die Palette von kleinen Blessuren bis hin zu lebensbedrohlichen Verletzungen. Zum Glück sind Hunde recht robuste Tiere, denen wir oft wirksam helfen können. Hier ist eine Liste mit nützlichen Hilfsmitteln und Erklärungen für den Kameraden mit Pelz:
1. Maulkorb
Verletzungen, Schmerz und Angst können leider dazu führen, dass auch der gehorsamste Hund beisst.
Nicht nur der Besitzer selbst, auch hilfsbereite Dritte können schnell zu weiteren Opfern eines Unfalls werden wenn wir nicht Sorge dafür tragen unserem Hund einen Maulkorb zur Behandlung anzulegen. Abgesehen von Fremdkörpern in Maul und Atemwegen und schweren Verletzungen des Gesichts sollte daher der erste Schritt immer das Anlegen eines Maulkorbes sein. Dieser lässt sich grundsätzlich zwar mit Mullbinden oder Schnüren improvisieren, einfache Nylon-Maulkörbe sind allerdings so billig und leicht, dass man diese im Ifak mitführen sollte. Auch hier zahlt sich Gehorsam des Tieres und ein Training vorab aus. Wenn der Hund das kurze Tragen eines Maulkorbs schon kennt, wird er sich bei der Behandlung weniger sträuben. Bitte beachtet jedoch, dass der Maulkorb die Atmung und Abkühlung des Hundes durch Hecheln erschwert. Der Maulkorb sollte daher nicht länger als notwendig verwendet werden.
2. Tourniquets
Wie auch beim Menschen sind schwere Extremitätenblutungen beim Hund akut lebensbedrohlich. Ein ,besser jedoch zwei, Tourniquets sind das wirksamste Mittel, um diese zu stoppen, bis effektiv geholfen werden kann. Bitte beachtet bei der Anschaffung darauf, ob das Tourniquet auch oder speziell für Hunde geeignet ist. Die Anatomie des Hundes unterscheidet sich hier doch erheblich vom Menschen. Übt das Anlegen des Tourniquet mit dem Hund, bevor eine Verletzung geschieht, um Routine auf beiden Seiten zu erhalten. Da das Anlegen des Tourniquets sehr schmerzhaft ist, ist hier die Eigensicherung durch einen Maulkorb unerlässlich.
3. Bandagen
Zwei elastische Bandagen (z.B. Olaes oder Israeli Bandage) sind wirksame Hilfsmittel, um einen Druckverband an Rumpf oder Kopf anzulegen. Die Olaes Bandage ist hier durch den integrierten Augen Cup zu bevorzugen. Augenverletzungen bei Hunden sind nicht ungewöhnlich. Ein unglücklich geworfenes Stöckchen, Stöbern durch Dornengebuesch aber auch (hier oft Jagdhunde) der Kampf mit Wildtieren führen schnell zu entsprechenden Verletzungen.
4. Blutstillende Gaze
Viele Verletzungen bei Hunden ereignen sich in stark durchblutetem Gewebe wie den Ohren oder dem Maulbereich. Verbände sind hier oft schwer anzulegen und können nicht mit genügend Druck angebracht werden um die Blutung zu stoppen. Hier leistet Gaze mit gerinnungsfördernden Bestandteilen großartige Dienste. Die Verträglichkeit des jeweiligen Mittels für den Hund sollte im Einzelfall vorab recherchiert werden.
5. scharfe Schere
Eine Schere ist unverzichtbar in der ersten Hilfe. Gerade beim Hund verdeckt oft das Fell das wahre Ausmaß der Verletzung. Selbst vermeintlich kleine Bisswunden haben bei genauer Betrachtung oft schwere Begleiterscheinungen. Die Haut des Hundes ist relativ lose mit dem darunter liegenden Gewebe verbunden. Wird der Hund gebissen oder bleibt er an einem Hindernis hängen, löst sich die Haut oft großflächig vom Muskel darunter. Natürlich ersetzt die erste Hilfe nie die Behandlung durch den Tierarzt, aber durch das Entfernen des Fells um eine Verletzung kann man eher beurteilen, wie schwer die Verletzung tatsächlich ist.
6. Pinzette und Zeckenzange
Die Einsatzmöglichkeiten dieser Hilfsmittel sind selbsterklärend.
7. Rettungsdecke
Unsere Hunde sind nur bedingt in der Lage, sich bei hohen Temperaturen wirksam abzukühlen.
Wird ein Hund im Auto zurückgelassen, können selbst bei milden Temperaturen innerhalb von Minuten lebensbedrohliche Situationen entstehen. Eine Rettungsdecke kann in diesem Fall dazu beitragen, den Hund vor weiterer Erhitzung zu bewahren. Im umgekehrten Fall verliert der Hund ebenso wie der Mensch bei hohem Blutverlust oder Schock die Fähigkeit, seine Körpertemperatur zu regulieren. Auch hier ist die Rettungsdecke das Mittel der Wahl. Wenn möglich, sollte eine raschelarme Variante gewählt werden, um das Tier nicht zusätzlich zu ängstigen.
8. Damenstrumpfhose
Dieses etwas kurios anmutende Hilfsmittel kommt zum Einsatz, um Verbände an den Pfoten oder Ohren zu sichern. Oftmals schütteln Hunde ihre verletzten Ohren und reißen sich die Wunden wieder auf. Mit einer Strumpfhose ohne Fussteil kann man die Ohren des Tieres gut am Kopf fixieren, indem man diese wie einen Schlauchschal über den Kopf des Hundes zieht.
9. Frischhaltefolie
Wird bei einem Unfall eine Körperhöhle des Hundes eröffnet, besteht akute Lebensgefahr. Um perforierende Verletzungen der Brust- oder Bauchhöhle provisorisch zu verschließen, kann man die Wunde mit um den Körper laufenden Wicklungen von Frischhaltefolie verschließen. Die beim Menschen erfolgreich angewandten Chest Seals halten wegen des Fells oft nicht verlässlich.
10. Wasserflasche
Egal ob man eine Wunde zur Begutachtung reinigen will oder bei Verbrennungen und Verätzungen Hilfe leisten muss. Wasser ist hier durch nichts zu ersetzen. Eine kleine Flasche sollte daher stets mitgeführt werden.
Diese 10 Hilfsmittel haben sich in der Praxis unzählige Male bewährt und vielen Tieren das Leben retten können. In einer wetterfesten Tasche verstaut sollte jeder gesunde Hund (Zwergrassen ausgenommen) in der Lage sein, diese Sachen selbst zu tragen. Entsprechende Rucksäcke oder mit dem Molle System kompatible Geschirre sind inzwischen in allen Preisklassen zu erwerben.
Natürlich ist es ebenso möglich als Hundeführer das Ifak mitzuführen. Ich habe diesen Artikel aus meinen Erfahrungen in der Tierrettung geschrieben und hoffe, dass niemand von euch auf die Anwendung angewiesen sein wird. Aber gerade bei den schlimmsten Szenarien gilt die Regel, dass Vorbereiten Leben rettet. Passt auf euch auf Kameraden und Kameradinnen .