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Knochenmarkspende, so gehts.

Helden des Alltags. Oft denken wir bei diesem Satz an die Mitglieder der Blaulichtorganisationen, der medizinischen und pflegerischen Berufe, sowie der Streitkräfte. Dabei ist der Kreis der Helden viel größer als es auf den ersten Blick scheint. Denken wir an die Menschen der Stadtreinigung, die Streetworker, LKW Fahrer und Postboten. Die Gesellschaft baut auf diesen Menschen auf und stützt sich auf den täglichen Einsatz dieser Berufe. Doch warum immer nur auf die anderen schauen? Nahezu jeder von uns kann selbst zum Helden werden.

Heute wollen wir das Thema Knochenmarkspende beleuchten. Jeder hat vermutlich schon die Aufrufe der DKMS im Fernsehen und auf Plakatwänden gesehen. Der eingängige Slogan „Stäbchen rein, Spender sein“ bringt eigentlich auf den Punkt, wie schnell jeder auch zu einem Helden des Alltags werden kann. Ich selber bin auf das Thema aufmerksam geworden, als ich Vater wurde. Plötzlich sieht man überall Gefahren. Und nicht vor Allem kann man die Kinder beschützen. Krankheit ist ein Thema, das ungerecht auch die Jüngsten betrifft und leider gibt es viele Krankheiten, die auch heute noch unheilbar sind. Auf der anderen Seite sind manche schweren Krankheiten und hier besonders einige Formen des Blutkrebs durchaus behandel- und sogar heilbar wenn nur die richtige Therapie in Form gespendeten Knochenmarks verfügbar ist. Bis zum heutigen Tag ist es leider nicht möglich, diese Zellen künstlich herzustellen und aufgrund der Komplexität unseres Immunsystems sind auch nahe Familienmitglieder nicht immer als Spender kompatibel. Ich habe mir damals überlegt, was wohl wäre, wenn eines meiner Kinder schwer erkranken würde und wir auf eine Spende angewiesen wären. Wir müssen darauf vertrauen, dass irgendwer irgendwo auf der Welt sich zu einer Spende bereit erklärt haben müsste, um eine Hoffnung zu haben. Eine düstere Aussicht .. Aber statt die Dunkelheit zu beklagen, kann jeder ein Licht entzünden. Ich habe mich damals bei der DKMS registrieren lassen. Bei meiner eigenen Recherche und in späteren Gesprächen sind mir immer wieder die gleichen Unsicherheiten begegnet, die die Menschen von einer Registrierung abhalten. Sätze wie „Ich habe dafür keine Zeit“, „Was ist, wenn ich gelähmt werde ?“  „ Das tut bestimmt weh!“ „Und was ist, wenn mir mein Knochenmark dann fehlt?“  hört man leider immer wieder. 

Schauen wir uns heute also einmal an was genau auf den Spende Willigen zukommt, denn nur informiert kann man fundierte Entscheidungen treffen. 

1. Wo kann ich mich registrieren?

Am bekanntesten sind sicher die Auftritte des DKMS. Es gibt weitere Register, wobei dies sowohl für den Spende Willigen als auch Empfänger meist keine Rolle spielt, da die Daten aller Register beim Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland koordiniert zusammengeführt werden, um Spender und Empfänger zusammenzubringen. Das initiale Registrierset wird an die heimische Adresse gesendet, sodass der Wohnort des Spenders keine Rolle spielt.

2. Was kostet mich die Registrierung?

Grundsätzlich ist die Registrierung für den Spender kostenfrei, wobei einige Organisationen anfragen, ob man die etwa 50 Euro für die anfallenden Kosten selbst tragen möchte? Dies ist keine Pflicht. Wer selbst aus gesundheitlichen Gründen nicht spenden kann, hat hierdurch auch eine Möglichkeit, durch eine Geldspende die Arbeit dieser Organisationen zu unterstützen. 

3. Was ist der nächste Schritt?

Der Spendenwillige erhält auf dem Postweg ein Registriertes bestehend aus Wattestäbchen , Probenröhrchen Fragebogen und Rückumschlag nach Hause. Man streicht sich nach Anleitung selbst die Innenseiten der Wangen aus, um einige Schleimhautzellen zur Typisierung zu erhalten und sendet beides wieder zurück. Nach den Jahren der Pandemie sollte dieses Testverfahren niemanden mehr vor eine Hürde stellen. Im Gegensatz zu den Covid-Tests muss das Stäbchen auch nicht unangenehm tief eingeführt werden. Schmerzen oder Verletzungen sind hier fast ausgeschlossen.

4. Und nun?

Tatsächlich ist für viele Spende Willige an diesem Punkt schon alles erledigt. Da Spender- und Empfängerzellen sehr genau übereinstimmen müssen, können Jahre vergehen, eh man als Spender für jemanden in Frage kommt. Natürlich ist auch das Gegenteil möglich und es kommt sehr schnell eine Anfrage, die uns zum nächsten Schritt im Ablauf führt.

5.  Du kommst in Frage?

Wenn die Zellen deines Mundabstrichs eine Eignung nahelegen wird sich die Organisation bei dir melden und um eine Blutentnahme bei deinem Hausarzt bitten. Mit dem Blut wird anschließend eine umfassende Analyse deiner Gewebemerkmale durchgeführt um eine bestmögliche Übereinstimmung zu bestätigen. Nun wird es Ernst.

6. Die periphere Stammzellspende

Wenn deine Merkmale dich als Spender geeignet erscheinen lassen, werden dir nun die Stammzellen entnommen. Laut Angaben der DMKS findet bei 90% der Spenden die sog. periphere Stammzellspende Anwendung.  Hierfür nimmt man über den Zeitraum weniger Tage ein Medikament ein, welches den Körper zur vermehrten Bildung von Stammzellen und deren Übergang in den Blutkreislauf veranlasst. Ehrlicherweise kann sich der Spender in dieser Phase schwach und kränklich fühlen (Grippesymptome) Eine Krankschreibung mit Lohnfortzahlung ist möglich. 

Sind Stammzellen in ausreichender Zahl gebildet worden, werden diese wie einer Blutplasmaspende aus dem Blut des Spenders gefiltert. Dies ist für viele Zögerer der wichtigste Punkt. Es wird kein Rückenmark (Nervenzellen) punktiert oder entnommen, sondern ausschließlich Stammzellen, welche in den großen Knochen gebildet werden.  

7. Die Knochenmarkentnahme unter Narkose.

Sollte der Spender in Ausnahmefällen (etwa 10% aller Spenden) nicht für eine periphere Stammzellenspende  geeignet sein, können die Zellen unter Vollnarkose aus dem Beckenknochen entnommen werden. Wichtig zu wissen ist, dass diese Schritte selbstverständlich allesamt freiwillig und in Absprache mit den Ärzten geschehen. Niemand wird zu einem Verfahren gezwungen.

8. Der Empfänger erhält die Spende.

Von diesem Schritt erfährt  der Spender in der Regel  nichts mehr. In vielen Ländern wird zum Schutz der Privatsphäre des Empfängers (aber auch zum Schutz des Spenders vor traumatischen Erlebnissen im Fall eines Misserfolgs) ein Kontakt zwischen Spender und Empfänger entweder untersagt oder nur über eine Vermittlungsstelle abgewickelt. Je nach den Bestimmungen des Empfängerlandes sind nach einer gewissen Zeit Kontakte zwischen Spender und Empfänger möglich.

Fassen wir also die wichtigsten Fragen zusammen:

1.F: Kostet mich die Spende etwas?

   A: Nein, es ist aber die Übernahme der anfallenden Kosten auf freiwilliger Basis möglich 

2. F: Tut die Spende weh?

    A: In der Regel geschieht die Spende minimalinvasiv und ist mit wenig Schmerzen verbunden.

3. F: Bin ich abgesichert, falls ich durch die Spende kurzfristig arbeitsunfähig erkranke?

    A: Ja, man kann sich arbeitsunfähig attestieren lassen und erhaelt fuer diese Zeit Lohnfortzahlung

4. F: Bekomme ich für meine Spende Geld ?

    A:Die Spende selbst wird nicht extra vergütet, es sind aber Aufwandsentschädigungen denkbar, die die Reisekosten decken sollen, wenn für die Spende eine weitere Anfahrt notwendig ist.

5. F:Gibt es ein Risiko?

    A: In der Regel nicht. Jeder Schritt, der ein Risiko birgt, geschieht in Absprache, freiwillig und unter       ärztlicher Aufsicht. Natürlich können Blutentnahmen oder Eingriffe mit individuellen Risiken verbunden sein, dies wird im Einzelfall mit dem betreuenden Arzt besprochen werden.

6. Kann ich gelähmt werden? 

A: Nein, da nicht das Rückenmark entnommen wird.

7. F: Fehlen mir die Stammzellen dann bei eigener Krankheit?

    A: Nein, der Körper bildet die entnommenen Zellen in kurzer Zeit wieder nach.

Ich hoffe, euch auf das Thema aufmerksam gemacht zu haben und würde mich freuen, wenn der ein oder andere mit seiner Spendenbereitschaft selbst zum Held des Alltags wird.

Einige Quellen und Links zum Thema Knochenmarkspende geben:

  1. Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS): https://www.dkms.de/de
  2. Die Knochenmark- und Stammzellspenderdatei der Schweiz (REDMO): https://www.redmo.ch/
  3. Die Österreichische Knochenmark- und Stammzellspenderdatei (Österreichische Knochenmarkspenderdatei): https://www.knochenmarkspende.at/
  4. Die European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT): https://www.ebmt.org/
  5. Die World Marrow Donor Association (WMDA): https://www.wmda.info/
  6. National Marrow Donor Program (NMDP) (USA): https://bethematch.org/
  7. National Health Service (NHS) (UK): https://www.nhsbt.nhs.uk/bonemarrow/
  8. Health Canada (Kanada): https://www.canada.ca/en/health-canada/services/drugs-health-products/blood-tissues-organs/blood-tissues/organs/bone-marrow.html

Diese Quellen und Links bieten eine Fülle von Informationen zu Themen wie Knochenmarkspende, Stammzellspende, Spenderregistrierung, Transplantationsverfahren und vieles mehr.

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