Meta kehrt zu den Wurzeln zurück: Zuckerberg beendet Faktenprüfung auf Facebook und Instagram
Meta-CEO Mark Zuckerberg hat angekündigt, dass das Unternehmen die Faktenprüfung auf Facebook und Instagram einstellt und Restriktionen für Inhalte lockert. Diese Entscheidung markiert einen bedeutenden Kurswechsel und erfolgt vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden zweiten Präsidentschaft von Donald Trump.
“Zurück zu unseren Wurzeln”
Zuckerberg erklärte in einem Video, dass Meta mit diesen Maßnahmen zur freien Meinungsäußerung auf seinen Plattformen zurückkehren wolle. „Wir werden unsere Wurzeln wiederfinden, Fehler reduzieren, unsere Richtlinien vereinfachen und die freie Meinungsäußerung wiederherstellen“, sagte er. Statt der bisherigen Faktenprüfung wird ein Community-Notes-System eingeführt, das Nutzern ermöglicht, Beiträge mit zusätzlichen Kontextinformationen zu versehen – ähnlich wie bei Elon Musks Plattform X (ehemals Twitter).
Politischer Hintergrund: Annäherung an die Trump-Administration
Die Entscheidung fällt in eine Zeit, in der Zuckerberg bemüht ist, die Beziehungen zur kommenden Trump-Regierung zu verbessern. Nach einer angespannten Beziehung, die ihren Tiefpunkt erreichte, als Meta Trump nach dem Angriff auf das Kapitol 2021 von seinen Plattformen verbannte, strebt Zuckerberg nun offenbar eine Annäherung an. Ein Dinner mit Trump in dessen Mar-a-Lago-Anwesen und eine großzügige Spende von einer Million Dollar an Trumps Inaugurationsfonds sind klare Zeichen für diesen Richtungswechsel.
Ein umstrittener Schritt
Die Entscheidung, die Moderation von Inhalten zu lockern, hat sowohl Lob als auch Kritik hervorgerufen. Unterstützer sehen darin einen Schritt zur Wiederherstellung der Meinungsfreiheit, während Kritiker, wie Jonathan Greenblatt von der Anti-Defamation League, die Maßnahme als profitgetrieben und gefährlich bezeichnen: „Es ist erstaunlich, wie eines der profitabelsten Unternehmen der Welt so weit zurückgeht.“
Auch Wissenschaftler wie Gordon Pennycook von der Cornell University äußerten Bedenken. Er betonte, dass ein ausschließlich auf Nutzern basierendes System wie Community Notes anfällig für Fehlinformationen sei, wenn es nicht durch professionelle Faktenprüfer ergänzt werde.
Freie Rede versus Verantwortung
Zuckerberg verteidigte den Kurswechsel und bezeichnete die bisherigen Moderationsbemühungen als übertrieben. Er räumte ein, dass die Plattformen durch die Vielzahl an Richtlinien und Einschränkungen zunehmend Fehler gemacht hätten. „Die letzten Wahlen markieren einen kulturellen Wendepunkt, der zeigt, dass die Priorisierung der freien Meinungsäußerung wieder in den Vordergrund rücken muss“, so Zuckerberg.
Rückkehr politischer Inhalte
Zusätzlich kündigte Meta an, dass politische Inhalte, die in den letzten Jahren weniger stark empfohlen wurden, wieder vermehrt in die Feeds der Nutzer aufgenommen werden sollen. Die „Trust and Safety“-Teams, die für Inhaltsrichtlinien verantwortlich sind, werden zudem von Kalifornien in konservativere Bundesstaaten wie Texas verlegt – ein weiterer Schritt, der an Musks Strategie erinnert.
Das Erbe der Faktenprüfung
Meta hatte nach der US-Wahl 2016 mit seiner Faktenprüfung begonnen, um Desinformation und Manipulation einzudämmen. Doch diese Bemühungen stießen auf erheblichen Widerstand, insbesondere von konservativen Stimmen, die in den Maßnahmen Zensur sahen. Gleichzeitig gab es internen Druck von Mitarbeitern, die für eine stärkere Moderation plädierten. Zuckerberg argumentierte in einer Rede 2019, dass Facebook die Ideale des Ersten Verfassungszusatzes und der Bürgerrechtsbewegung digital fortführen wolle.
Ein Wendepunkt für Social Media
Mit der Abkehr von Faktenprüfung und strengeren Moderationsregeln steht Meta an einem entscheidenden Punkt. Während die Plattform weiterhin illegale Aktivitäten bekämpfen will, stellt sie sich neu auf und nimmt dabei bewusst politische und wirtschaftliche Risiken in Kauf. Ob dies ein Schritt in Richtung freiere Meinungsäußerung oder ein gefährliches Spiel mit Desinformation ist, wird die Zeit zeigen. Eines ist sicher: Metas Entscheidung wird die digitale Landschaft und den Diskurs nachhaltig verändern.