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Systembruch

Wie lange würde Deutschland im Ernstfall noch durchhalten?

Deutschland ist ein Land, das stolz ist auf seine Ordnung, auf seine Sicherheit, auf seine scheinbar unerschütterliche Stabilität. Ein Land der Ingenieure, der Präzision, der Beharrlichkeit. Über Jahrzehnte hinweg wurde die Vorstellung gepflegt, dass hier nichts wirklich schiefgehen kann, dass Katastrophen uns allenfalls als ferne Nachrichten aus anderen Teilen der Welt erreichen würden. Man verließ sich auf den Staat, auf Behörden, auf Pläne, auf Gesetze, auf Versicherungen. Und doch – unter der glänzenden Oberfläche, unter all den Formularen, Statistiken und Verordnungen – liegt eine bittere Wahrheit: Dieses System ist nicht unzerstörbar. Es ist nicht einmal besonders widerstandsfähig. Es ist träge, überreguliert und in seiner Effizienz so perfektioniert worden, dass es keinerlei Fehlertoleranz mehr besitzt.

Wenn morgen ein umfassender Blackout, ein massiver Cyberangriff oder eine Kaskade technischer Ausfälle Deutschland treffen würde, dann würde sich die Vorstellung einer sicheren, kontrollierten Welt innerhalb weniger Tage in nichts auflösen. Die Vorräte in Supermärkten würden schneller verschwinden, als die meisten glauben. Schon heute sind die Lagerhaltungssysteme der Geschäfte so optimiert, dass sie nur wenige Tage Grundversorgung garantieren. Bei einer Krise wäre binnen Stunden alles leer, nicht wegen Hamsterkäufen Einzelner, sondern weil das System nie auf echte Unterbrechungen ausgelegt war.

Ohne Strom werden auch die Wasserwerke verstummen. Hochhäuser werden zu steinernen Fallen, ohne Aufzüge, ohne Licht, ohne fließendes Wasser. Pflegeheime und Krankenhäuser, die auf Notstromaggregate hoffen, werden feststellen, dass diese allenfalls Stunden, vielleicht einen Tag durchhalten können – aber nicht länger. Der Verkehr wird zum Erliegen kommen. Nicht, weil Straßen gesperrt werden, sondern weil Tankstellen ohne Strom kein Benzin mehr pumpen können. Polizeikräfte werden versuchen, Ordnung zu halten, doch mit jeder Stunde ohne funktionierende Kommunikation wird auch diese Ordnung brüchiger.

Was als Ausnahmesituation beginnt, wird binnen weniger Tage zum Überlebenskampf.
Und das ist nicht Spekulation. Es ist eine mathematische Gewissheit, wenn man nüchtern auf die Struktur unserer hochindustrialisierten Gesellschaft blickt.

Menschen werden in den Städten eingeschlossen sein, verzweifelt auf Hilfe warten, die nicht kommen kann, weil die Behörden selbst Opfer desselben Systemversagens sind. Keine Organisation der Welt kann innerhalb weniger Tage Millionen Menschen versorgen, wenn das Rückgrat der Logistik gebrochen ist.

Stell dir das Herz einer deutschen Großstadt vor. Die Lichter sind erloschen. Die Supermärkte leer. Die Mobilfunknetze tot. In den Straßen sammeln sich Gruppen, die auf der Suche nach Wasser und Nahrung sind. Die Polizei patrouilliert nicht mehr, nicht weil sie es nicht will, sondern weil sie es nicht mehr kann. Krankenwagen bleiben stehen, weil kein Sprit mehr vorhanden ist.

Im ländlichen Raum wird es nicht besser sein. Auch dort ist die Abhängigkeit von Strom und Nachschublieferungen immens. Ohne Diesel wird kein Bauer ernten. Ohne funktionierende Kommunikation wird keine Hilfe koordiniert. Wer glaubt, dass Bauernhöfe dann sofort offene Oasen der Versorgung werden, hat nicht verstanden, dass auch dort der Selbsterhaltungstrieb über Altruismus siegen wird, wenn es ums nackte Überleben geht.

Die Vorstellung, dass Deutschland im Krisenfall über eine geordnete Struktur verfügt, die alle versorgt, ist ein gefährliches Märchen. In Wahrheit haben die meisten Menschen keinerlei Vorräte, keine alternativen Energiequellen, keine Kommunikationsmittel jenseits des Smartphones. Die Vorstellung, dass der Staat rechtzeitig eingreifen wird, wird sich als Illusion entpuppen – eine Illusion, die in den Flammen brennender Straßenzüge und verwaister Stadtviertel vergehen wird.

Und dann wird sichtbar werden, wie verletzlich wir wirklich sind. Nicht nur technologisch, sondern psychologisch. Der Mensch, entwöhnt von echter Entbehrung, verzogen von einer Welt der ständigen Verfügbarkeit, wird in der Krise nicht rational reagieren. Er wird panisch, wütend, aggressiv. Der soziale Friede, mühsam aufgebaut über Jahrzehnte, wird binnen Tagen in Gewalt umschlagen, wenn Hunger, Angst und das Gefühl der Verlassenheit den moralischen Boden unter den Füßen wegreißen.

Das Bild einer wohlgeordneten, solidarischen Gesellschaft wird zerbrechen, sobald die Supermärkte geschlossen und die Wasserhähne trocken bleiben.
Und die meisten werden erkennen, dass all ihr Wissen, ihre Bildung, ihr Wohlstand sie nicht schützt, wenn sie die Grundlagen des Überlebens nie ernsthaft geübt haben.

Systembruch bedeutet nicht einfach Stromausfall.
Systembruch bedeutet den Verlust des Glaubens an Sicherheit.
Es bedeutet, in einer Nacht aufzuwachen, in der keine Hilfe mehr erreichbar ist.
In der der stärkste Überlebensinstinkt nicht Wissen bedeutet, sondern die Fähigkeit, vorgesorgt zu haben.

Deutschland wird nicht fallen, weil es angegriffen wird.
Deutschland wird fallen, wenn es sich selbst nicht mehr ernähren, nicht mehr versorgen, nicht mehr schützen kann.

Und die Uhren, die heute so zuverlässig ticken, werden in der Dunkelheit stillstehen.
Und wer dann noch glaubt, dass die Regeln der modernen Welt Bestand haben, wird bitter erfahren, dass es am Ende nur eine einzige Wahrheit gibt:

Vorsorge ist keine Option.
Sie ist der letzte Unterschied zwischen Überleben und Untergehen.

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