„Wie der Sozialismus immer wieder an die Macht kommt – und warum er jedes Mal in den Abgrund führt“
Von André Schmitt (Ex-KSK, Profiler & Mediator)
Er verspricht Gleichheit – und bringt Kontrolle.
Er kündigt Befreiung an – und führt in die Unfreiheit.
Er tritt als Retter auf – und wird zum Unterdrücker.
Der Sozialismus erscheint in jeder Epoche in neuem Gewand. Mal national, mal international. Mal brutal, mal charmant. Mal mit Bajonett, mal mit App. Doch das Muster bleibt über Jahrhunderte hinweg erstaunlich gleich. Es ist ein wiederkehrender Zyklus – aus Krise, Verführung, Machtübernahme, Kontrolle und Zerfall.
Wer diesen Zyklus versteht, erkennt: Der Sozialismus ist kein einmaliger politischer Versuch – er ist ein psychologisches Phänomen. Eine wiederkehrende kollektive Versuchung der Menschheit, Freiheit gegen Sicherheit zu tauschen. Und jedes Mal endet dieser Tausch mit Trümmern.
Die Technik: Problem, Feindbild, Erlösung
Sozialistische Bewegungen entstehen selten aus dem Nichts. Sie setzen auf existenzielle Krisen. Wirtschaftskrisen, Kriege, moralische Dekadenz, soziale Ungleichheit – genau dort pflanzen sie ihre Wurzeln. Und genau dort versprechen sie Erlösung. Doch nicht durch Eigenverantwortung, Dezentralität oder Freiheit, sondern durch Kollektivierung, Gleichmacherei und autoritäre Umgestaltung.
Die Methode ist immer gleich:
Zuerst wird ein Feindbild geschaffen – „die Reichen“, „die Imperialisten“, „die Fremden“, „die Bourgeoisie“, „die Konservativen“.
Dann wird eine utopische Zukunft gezeichnet – eine Gesellschaft ohne Leid, ohne Ungleichheit, ohne Konflikte.
Und schließlich wird die Machtübernahme gerechtfertigt – als alternativloser Akt zur „Rettung“ der Gesellschaft.
Wer widerspricht, wird nicht nur zum politischen Gegner erklärt – sondern zum moralischen Feind. Zum „Schädling“, zum „Klassenverräter“, zum „Feind des Volkes“.
Es beginnt mit Rhetorik – und endet mit Repression.
Der historische Beleg: 500 Jahre, ein Muster
Schon im 16. Jahrhundert entstanden erste radikal-egalitäre Bewegungen. Die Täufer in Münster (1534/35) führten eine theokratische Kommunordnung ein, enteigneten Privateigentum, teilten Frauen zu und vernichteten jeden Widerstand. Der Versuch endete in Gewalt, Kannibalismus und einem Massengrab. Doch die Utopie blieb – und inspirierte Generationen.
Im 18. Jahrhundert setzte Jean-Jacques Rousseau mit seiner Vorstellung vom „Gemeinwillen“ den Grundstein für die Vorstellung, dass kollektive Moral über individueller Freiheit stehen müsse. Die Französische Revolution (1789–1799) wurde zunächst von bürgerlich-liberalen Kräften getragen – doch radikalisierte sich bald unter Robespierre. Die „Tugendherrschaft“ der Jakobiner führte zur Guillotine-Politik. Zehntausende starben im Namen der Gleichheit.
Im 19. Jahrhundert formulierten Karl Marx und Friedrich Engels das kommunistische Manifest (1848) – das erste systematische Programm für eine klassenlose Gesellschaft. Was folgte, waren unzählige kommunistische Aufstände: von den Pariser Kommunen bis zur russischen Oktoberrevolution.
Der russische Kommunismus (1917–1991) unter Lenin und später Stalin war die erste sozialistische Machtergreifung auf globaler Ebene. Sie begann mit der Enteignung der Adligen – endete mit dem Holodomor, den Gulags, der Ermordung von Millionen. Der Staat übernahm alles – und zerstörte alles.
Auch der Nationalsozialismus (1933–1945) war, wie sein Name verrät, eine sozialistische Bewegung. Nicht marxistisch, aber kollektivistisch, zentralistisch, rassisch statt klassenbasiert. Der Unterschied lag in der Ideologie, nicht in der Methode. Auch hier: Feindbild schaffen (Juden, Kapitalisten, Kommunisten), Volksgemeinschaft beschwören, Staat zentralisieren, Opposition vernichten.
Im 20. Jahrhundert zogen sozialistische Systeme eine Blutspur um die Welt:
– Mao in China (1949–1976): Kulturrevolution, Hungersnöte, 45 Millionen Tote
– Pol Pot in Kambodscha (1975–1979): “Jahr Null”, 1,7 Millionen Tote
– Castro in Kuba, Chávez in Venezuela, die SED in der DDR – alle mit dem gleichen Versprechen, alle mit dem gleichen Ergebnis: Unterdrückung, Armut, Mauern.
Der wissenschaftliche Blick: Warum Sozialismus scheitert
Der zentrale Irrtum des Sozialismus ist anthropologisch: Er geht davon aus, dass der Mensch gleich sei – oder gleich gemacht werden könne. Doch der Mensch ist nicht gleich. Er ist einzigartig. Er hat unterschiedliche Fähigkeiten, Temperamente, Motive. Der Sozialismus verwechselt Gleichwertigkeit mit Gleichmacherei.
Ökonomisch versagt der Sozialismus, weil er keinen Anreiz schafft. Ohne Privateigentum, ohne Verantwortung, ohne Marktmechanismen verödet jede Initiative. Innovation erstirbt. Mangelwirtschaft wird zum Dauerzustand. Und politisch führt jede sozialistische Zentralisierung unweigerlich zur Tyrannei – weil sie Opposition nicht dulden kann.
Das Ökonomische Kalkulationsproblem, wie es von Ludwig von Mises 1920 formuliert wurde, zeigt glasklar: In einer Planwirtschaft ist es unmöglich, den wahren Wert von Gütern zu ermitteln – es fehlt der Preismechanismus. Der Markt wird ersetzt durch Ideologie – und Ideologie durch Gewalt.
Der Blick auf heute: Die alte Technik in neuer Kleidung
Heute nennt sich der Sozialismus nicht mehr so. Er nennt sich „progressiv“, „nachhaltig“, „solidarisch“. Die Mittel sind digitaler, subtiler, sanfter – aber das Ziel ist gleich: den Menschen zu formen, nicht ihn zu entfalten. Statt Klassenkampf gibt es Klimakampf. Statt Proletariat: „Marginalisierte“. Statt Revolution: Transformation.
Die Sprache ist neu – die Strategie alt:
Eine Krise wird aufgeladen. Ein Feindbild konstruiert. Eine moralische Überlegenheit beansprucht.
Dann folgt der Umbau – des Denkens, des Eigentums, der Gesellschaft. Und wer im Weg steht, wird nicht überzeugt, sondern ausgegrenzt.
Fazit: Der Sozialismus kehrt immer wieder – weil die Sehnsucht bleibt
Der Sozialismus wird nicht sterben, solange die Menschen glauben, dass Gleichheit das höchste Gut sei. Er wird immer wiederkehren, solange wir vergessen, dass Freiheit nicht das Produkt von Gleichheit ist, sondern von Vielfalt, Verantwortung und Eigentum. Wer Gleichheit mit Gewalt erzwingen will, endet stets in Diktatur, Elend und Tod.
Darum muss dieser Zwischenruf geschrieben werden.
Nicht als Geschichtslektion – sondern als Warnung.
Der Sozialismus steht nicht vor der Tür.
Er hat sie längst geöffnet – und tritt ein.
Leise. Modern. Mit einem Lächeln.
„Er kommt nicht im Namen des Bösen – sondern mit dem Versprechen des Guten. Doch wer ihn einlässt, wird am Ende in Ketten liegen.“
Bleib wachsam.
Erkenne die Muster.
Und wehre dich, bevor sie sich wiederholen.