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Zwischen Diplomatie und Eskalation: Iran warnt Israel und die USA vor Angriffen auf Atomanlagen

22. Mai 2025 – Rom/Teheran
Mit scharfen Worten und unmissverständlichen Drohungen hat der Iran am Donnerstag auf Spekulationen über mögliche israelische Angriffe auf seine nuklearen Einrichtungen reagiert. Außenminister Abbas Araqchi machte in einer offiziellen Stellungnahme klar: Sollte Israel zuschlagen, werde auch die US-Regierung Verantwortung tragen – mit weitreichenden Konsequenzen.

Die Worte sind deutlich – die Lage angespannt

In einem Schreiben an UN-Generalsekretär António Guterres sprach Araqchi von einer „klaren Warnung“ gegenüber der „zionistischen Regierung Israels“ und kündigte an, dass Iran auf jeden „unrechtmäßigen Akt“ mit Entschlossenheit reagieren werde. Sollte es zu einem Angriff kommen, sehe man Washington als „Mitbeteiligten“, was spezifische Gegenmaßnahmen zur Sicherung der nuklearen Infrastruktur nach sich ziehen würde. Diese würden auch der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) mitgeteilt, so Araqchi.

Noch sind die Maßnahmen unklar, doch bereits im April hatte ein Berater von Ayatollah Ali Khamenei angedeutet, dass eine Aussetzung der Zusammenarbeit mit der IAEA oder die Verlagerung angereicherten Materials an geheime Orte denkbar sei.

Revolutionsgarden erhöhen den Druck

Parallel zur diplomatischen Warnung meldeten sich Irans Revolutionsgarden zu Wort. Deren Sprecher Alimohammad Naini warnte Israel vor einer „vernichtenden und entscheidenden Antwort“ im Falle eines Angriffs. „Sie unterschätzen die Kraft der islamischen Republik – sowohl militärisch als auch durch die Rückendeckung der Bevölkerung“, so Naini.

Diese Rhetorik erinnert an frühere Eskalationsmomente im Nahen Osten – doch diesmal spielt sich das Geschehen vor dem Hintergrund laufender, aber stockender Atomverhandlungen ab.

Rom: Schauplatz kritischer Gespräche

Am Freitag steht in Rom die fünfte Runde der Nuklearverhandlungen zwischen Teheran und Washington auf dem Programm. Doch die Fronten wirken verhärtet: Während die USA ein vollständiges Ende der Urananreicherung in Iran fordern, lehnt Teheran diese Forderung als „überzogen und unannehmbar“ ab. „Wenn das das Ziel ist, wird es kein Abkommen geben“, sagte Araqchi im iranischen Staatsfernsehen.

Auch der oberste Führer des Iran, Ayatollah Khamenei, äußerte sich Anfang der Woche kritisch. Die Forderungen der USA seien „übertrieben und beleidigend“, und er zweifle grundsätzlich an einem Erfolg der Gespräche.

Ein Abkommen in Gefahr – ein Konflikt in Reichweite

Diplomaten befürchten, dass ein Scheitern der Verhandlungen oder ein Abkommen, das israelische Sicherheitsbedenken nicht berücksichtigt, Jerusalem zu einem Präventivschlag bewegen könnte. Israel betrachtet ein nuklear bewaffnetes Iran als existentielle Bedrohung – und hat in der Vergangenheit wiederholt erklärt, notfalls auch einseitig handeln zu wollen.

Ein solcher Angriff könnte nicht nur den ohnehin fragilen Dialog zwischen Teheran und Washington zunichtemachen, sondern auch die gesamte Region erneut an den Rand eines offenen Konflikts führen.

Fazit: Die Zeit drängt

Was sich derzeit abzeichnet, ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Während Diplomatie in Rom bemüht wird, schaukelt sich die Rhetorik in Teheran und Jerusalem auf. Der Spielraum für Kompromisse wird enger, der Preis für einen Fehler höher.
Die kommenden Tage könnten entscheidend sein – für das Atomabkommen, für die Stabilität der Region und für die Glaubwürdigkeit internationaler Diplomatie im 21. Jahrhundert.

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