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Geheime Allianzen: Die Türkei und HTS – Ein Pakt mit Schattenseiten?

Die jüngsten Enthüllungen über eine geheime Vereinbarung zwischen der türkischen Regierung und Hay’at Tahrir al-Sham (HTS) werfen ein brisantes Licht auf die geopolitische Strategie Ankaras im Nahen Osten. Während Präsident Recep Tayyip Erdoğan in der internationalen Arena vorgibt, sich von terroristischen Gruppen zu distanzieren, zeigen geleakte Dokumente und Aussagen ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter ein anderes Bild: Die Türkei hat offenbar über Jahre hinweg HTS mit Waffen, Geld und logistischer Unterstützung versorgt, im Gegenzug für das Versprechen, dass die Gruppe keine Angriffe auf türkischem Boden verübt.

Ein Deal im Schatten des Syrienkriegs

Die Kooperation zwischen der türkischen Nachrichtendienstbehörde MIT und HTS, der früheren al-Nusra-Front, reicht bis in die frühen Jahre des syrischen Bürgerkriegs zurück. Während die offizielle Linie der Türkei HTS als Terrororganisation einstuft, konnten sich deren Kämpfer relativ ungestört in türkischem Gebiet bewegen, Waffen beschaffen und Nachwuchs rekrutieren.

Insbesondere Hakan Fidan, ehemaliger Geheimdienstchef und jetziger türkischer Außenminister, spielte eine zentrale Rolle in dieser Zusammenarbeit. In einem Interview mit France 24 am 20. Dezember 2024 gab er offen zu, dass enge Verbindungen zwischen MIT und HTS bestanden:

„Wir hatten eine exzellente Zusammenarbeit mit HTS. Sie haben uns bei der Jagd auf IS-Führer geholfen, aber aus politischen Sensibilitäten haben wir das damals nicht öffentlich gemacht.“

Diese Aussage bestätigt, was viele Beobachter bereits lange vermutet hatten: Die Türkei nutzte HTS als Proxy-Armee, um ihre eigenen geopolitischen Interessen in Syrien durchzusetzen – sei es der Kampf gegen die Kurden oder das Schwächen des Assad-Regimes.

HTS als türkischer Proxy – Die Kontrolle über Damaskus

Noch brisanter ist die Enthüllung, dass HTS nach dem Sturz von Baschar al-Assad die Kontrolle über Damaskus übernommen hat – mit stillschweigender Duldung oder sogar Unterstützung der Türkei. Am 12. Dezember 2024 wurde Ibrahim Kalin, Chef des türkischen Geheimdienstes MIT, in der Umayyaden-Moschee in Damaskus betend gesehen – ein Symbol für die neue Machtverteilung in der Region.

Die Türkei scheint ihre Strategie nun aggressiver zu verfolgen:

  • Waffenlieferungen an HTS wurden vor Gericht bestätigt, als ein ehemaliger türkischer Offizier zugab, Waffentransporte in Säcken voller Zwiebeln versteckt nach Syrien gebracht zu haben.
  • HTS konnte in der Türkei operieren, ohne ernsthafte Strafverfolgung zu fürchten. Mehrere Anti-Terror-Razzien erwiesen sich als PR-Manöver, um internationalen Druck abzuwenden.
  • Die Türkei hat gezielt mit jihadistischen Gruppen zusammengearbeitet, um ihre geopolitische Position in Syrien zu stärken – teilweise sogar unter dem Deckmantel von Hilfsorganisationen wie Fukara-Der.

Ein riskantes Doppelspiel mit globalen Folgen

Diese Enthüllungen werfen ernsthafte Fragen zur Rolle der Türkei innerhalb der NATO auf. Während Ankara auf der internationalen Bühne als stabilisierende Kraft auftreten will, offenbart sich hinter den Kulissen ein hochgefährliches Doppelspiel:

  1. Türkische Unterstützung für HTS gefährdet die Sicherheit der Region. Die Bewaffnung und Finanzierung von radikalen Milizen könnte langfristig nach hinten losgehen, wenn diese Gruppen sich gegen Ankara wenden.
  2. Das Verhältnis zu den USA und Europa steht auf der Kippe. Die Enthüllungen über die verdeckte Zusammenarbeit mit einer al-Qaeda-nahen Gruppe könnten den Druck auf westliche Partner erhöhen, Sanktionen gegen die Türkei zu erwägen.
  3. Russland könnte sich strategisch neu ausrichten. Während die Türkei offiziell als Vermittler auftritt, könnte Moskau sich gezwungen sehen, seine Haltung gegenüber Ankara zu überdenken – vor allem, wenn es um Syrien geht.

Fazit: Die Schattenseiten einer geopolitischen Schachpartie

Die heimliche Kooperation zwischen der Türkei und HTS zeigt, wie tief Ankara in den syrischen Konflikt verstrickt ist – nicht nur als Vermittler, sondern als aktiver Akteur mit eigenen Interessen. Die Langzeitfolgen dieser Strategie sind schwer vorhersehbar, doch eines ist klar:

💥 Die Türkei hat sich mit diesem riskanten Spiel in eine gefährliche Lage manövriert.

Die internationale Gemeinschaft wird genau beobachten, ob und wie Erdoğan auf diese Enthüllungen reagiert – und ob sich dieses geopolitische Manöver am Ende als brillanter Schachzug oder fataler Bumerang erweist.

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